TUI Forrest Sansibar 2

Für Europas führenden Touristikkonzern TUI ist Afrika ein Wachstumsmarkt. Seit einigen Jahren entwickelt das Unternehmen erfolgreich neue Urlaubsdestinationen auf dem Kontinent und legt dabei Wert auf ökologische, soziale sowie wirtschaftliche Nachhaltigkeit. Mittlerweile zählen mehr als 90 Hotels in sieben Ländern zum Portfolio. 

Bernd Hoffmann Bernd Hoffmann Bernd Hoffmann

Das Potenzial Afrikas ist sehr groß,

sagt Bernd Hoffmann, Leiter des Konzernbüros in Berlin und Head of Public Policy der TUI Group verantwortlich für Tourismuspolitik.

Tourismus im Wandel

Herr Hoffmann, wie hat sich das Reisen und die Ansprüche der Kunden im Laufe der Zeit verändert?

Reisende suchen heute stärker nach authentischen, maßgeschneiderten Erlebnissen und nachhaltigen Angeboten. Ökologisch und sozial verantwortungsbewusster Tourismus steht dabei im Fokus. TUI verfolgt deshalb bei der Entwicklung neuer Destinationen einen holistischen Ansatz - ökologische, soziale und wirtschaftliche Nachhaltigkeit sind Kern der Strategie und so auch Basis für unser Wachstum in afrikanischen Ländern.

Seit einigen Jahren bauen Sie Ihr Engagement in Subsahara-Afrika aus. Welche Strategie verfolgt Ihr Unternehmen für den Kontinent und für die Region Westafrika? 

Das Potenzial Afrikas ist sehr groß, nicht nur kulturell, landschaftlich und wirtschaftlich. Ein großer Vorteil ist die junge, dynamische Gesellschaft, ein entscheidender Faktor für eine wachsende Serviceindustrie. Unsere Wachstumsstrategie in Afrika basiert auf der Entwicklung von Destinationsclustern. In Westafrika sind wir bereits in Cabo Verde und Senegal vertreten. Im Norden Afrikas bieten wir unseren Urlaubern ein großes Angebot in Ägypten, Marokko und Tunesien. Ein weiteres afrikanisches Cluster entwickeln wir derzeit an der Ostküste am Indischen Ozean. Das Potenzial dieser Regionen sehen wir nicht nur für Gäste aus Europa, sondern auch für neue Gäste aus Nord- und Südamerika sowie dem Nahen und Mittleren Osten.

Kapverdische Inseln und Sansibar sind besonders beliebt

Welche Destinationen entwickeln sich besonders gut und warum? 

Besonders erfolgreich entwickeln sich unsere Destinationscluster auf den Kapverdischen Inseln sowie auf Sansibar. Cabo Verde ist ein hervorragendes Beispiel für die Umsetzung unserer Cluster-Strategie in Westafrika. Durch den Aufbau von Hotels, die Entwicklung moderner Infrastruktur und die Anbindung an internationale Märkte hat sich Cabo Verde zu einem ganzjährigen Reiseziel entwickelt. In Ostafrika entsteht auf Sansibar ein Cluster nach ähnlichem Muster mit hochwertigen Hotels und erweitertem Flugangebot. Mit The Mora Zanzibar ist vor kurzem das vierte eigene Hotel auf der Insel eröffnet worden. Das Hotel der neuen TUI Luxusmarke stärkt das bestehende Portfolio aus drei Hotels der Marken RIU und TUI Blue. Weitere Projekte auf dem Archipel sind in Vorbereitung.

Mit Regierungen und lokalen Partnern zusammenarbeiten

Wie wichtig sind die Rahmenbedingungen bei der Erschließung neuer Urlaubsdestinationen?

Sie sind sehr wichtig, nicht nur in Bezug auf Infrastruktur, politische Stabilität und mögliche Unterstützung durch lokale Tourismusstrategien. Besonders wichtig ist auch die Zusammenarbeit mit den Regierungen und lokalen Partnern auf den verschiedensten Ebenen. So liegt ein besonderer Schwerpunkt auf der Gewinnung regenerativer, grüner Energie und dem Schutz von natürlichen Ressourcen. Auch soziale Themen wie Wohnungsbau für die wachsende Bevölkerung und die Stärkung der Teilhabe der Menschen vor Ort durch die Nutzung lokaler Produkte und Services sind Teil der Entwicklungsstrategie. Wir legen großen Wert auf den Aufbau langfristiger Beziehungen und die Einbindung der lokalen Bevölkerung.

Wie genau binden Sie lokale Unternehmen ein? Engagieren Sie sich auch im Bereich der Aus- und Weiterbildung? 

Wir arbeiten eng mit lokalen Anbietern zusammen und fördern die Nutzung regionaler Produkte. Im Bereich der Aus- und Weiterbildung engagiert sich die TUI Care Foundation intensiv. Auf Cabo Verde und in Sansibar bieten wir Ausbildungsprogramme für junge Menschen, insbesondere Frauen, an. Dies stärkt die lokale Wirtschaft und schafft Perspektiven vor Ort. Wir setzen auf duale Ausbildung in den Bereichen Hotellerie und Tourismus, um den Eintritt ins Arbeitsleben und damit ein faires und gesichertes Auskommen zu ermöglichen sowie die Qualifikation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kontinuierlich zu verbessern.

Nachhaltigkeit: TUI Care Foundation mit zahlreichen Projekten

Nachhaltiges Reisen nimmt an Bedeutung zu. Was tut die TUI Care Foundation in diesem Bereich? 

Ein Beispiel ist das TUI Forest Programm, das auf Sansibar und in Kenia gestartet wurde und die Wiederaufforstung fördert. Zudem unterstützt die Stiftung lokale Kleinunternehmer und kreative Talente, um die wirtschaftliche Teilhabe zu stärken. Besonders wichtig ist uns auch die Förderung benachteiligter Gruppen, wie etwa durch Ausbildungsangebote für junge Frauen. Nachhaltigkeit bedeutet für uns, nicht nur die Umwelt zu schützen, sondern auch soziale und wirtschaftliche Strukturen vor Ort zu fördern.

Zu guter Letzt: Wie können deutsche Unternehmen bei neuen Projekten mitwirken?

Es gibt viele Möglichkeiten, sich an neuen Hotelprojekten zu beteiligen. Besonders im Bereich der Infrastruktur, etwa bei der Versorgung mit Wasser, Abwassermanagement oder erneuerbaren Energien, sind Kooperationen denkbar. Gerade bei regenerativen Energiequellen sind zukunftsfähige Technologien und Expertise gefragt. Auch in Bezug auf nachhaltige Bauweise oder moderne Umwelttechnologien können deutsche Unternehmen einen Beitrag leisten. Wir setzen auf Partnerschaften, die ökologische und wirtschaftliche Nachhaltigkeit fördern und die lokale Unternehmen und Lieferanten einbeziehen.

Das Interview führte Corinna Päffgen von Germany Trade & Invest im November 2024. 

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