Brenda Kokwaro ist Branchenexpertin für die Gesundheitswirtschaft in Kenia bei der Delegation der Deutschen Wirtschaft für Ostafrika. In Nairobi identifiziert sie Geschäftsmöglichkeiten für deutsche Unternehmen. Wie sie vor Ort in Kenia deutsche und lokale Unternehmen berät und zusammenbringt, erläutert sie im Interview.
Die Branchenexpertin Brenda Kokwaro vernetzt deutsche und kenianische Unternehmen aus der Gesundheitswirtschaft.
Das kenianische Gesundheitswesen hat großes Potenzial für Kooperationen von deutschen und kenianischen Unternehmen. Denn die öffentlichen Investitionen im Gesundheitsbereich steigen und eine wachsende Mittelschicht fragt zunehmend Leistungen im privaten Gesundheitssektor nach.
Anlässlich der MEDICA 2022 reiste Brenda Kokwaro nach Düsseldorf, um sich über aktuelle Entwicklungen in der Medizintechnik und die Angebote der deutschen Gesundheitswirtschaft zu informieren.
Frau Kokwaro, Sie haben im Juli als Branchenexpertin für den kenianischen Gesundheitssektor begonnen. Welche Dienstleistungen bieten Sie deutschen und lokalen Unternehmen an?
Ich unterstütze deutsche Unternehmen, insbesondere kleine und mittlere Unternehmen, bei der Identifizierung von Geschäftsmöglichkeiten und bei der ersten Kontaktaufnahme mit kenianischen Unternehmen. Mit meiner Arbeit verfolge ich das Ziel, Kooperationen auf Augenhöhe zwischen deutschen und kenianischen Unternehmen zu fördern und zu ermöglichen.
Dazu werde ich zunächst mein bestehendes Netzwerk bei lokalen Unternehmen in Kenia nutzen und dieses stetig ausbauen. In meiner Rolle als Branchenexpertin ermittle ich durch den engen Kontakt zu kenianischen Unternehmen Bedarfe an Produkten, Technologien und Know-how und identifiziere so Geschäftsmöglichkeiten, insbesondere im privaten, aber auch im öffentlichen Sektor. Im nächsten Schritt erarbeite ich gemeinsam mit diesen Unternehmen und Gesundheitseinrichtungen, in welchen Bereichen Partnerschaften, Produkte, Dienstleistungen und Investitionen von deutschen Unternehmen konkret gefragt sind.
Dann leite ich Factsheets zu den jeweiligen Geschäftsmöglichkeiten an die Geschäftsstelle des Wirtschaftsnetzwerks Afrika weiter. Die Afrika-Partnerin Judith Martschin informiert die bei der Geschäftsstelle registrierten deutschen Unternehmen der Gesundheitswirtschaft über die Möglichkeiten der Zusammenarbeit und die Mitgliedsunternehmen von Fachverbänden der Gesundheitswirtschaft. Sind Unternehmen an einer von mir identifizierten Geschäftsmöglichkeit interessiert, reichen Sie eine Interessenbekundung bei der Geschäftsstelle ein. Darin stellen sie ihre Produkte oder Dienstleistungen vor. Mit diesen Interessenbekundungen gehe ich auf die interessierten kenianischen Unternehmen und Einrichtungen zu. Gerne stelle ich dann den Kontakt zwischen dem deutschen und dem kenianischen Unternehmen her und begleite die Gesprächsaufnahme.
In welchen Bereichen sehen Sie die größten Potenziale im kenianischen Gesundheitswesen?
Das kenianische Gesundheitswesen hat in vielen Bereichen großes Potenzial, das wir gemeinsam mit deutschen Unternehmen heben können und wollen. Durch rapides Bevölkerungswachstum im Allgemeinen steigen die öffentlichen Investitionen im Gesundheitsbereich und insbesondere durch eine wachsende Mittelschicht entwickelt sich auch der private Gesundheitssektor sehr dynamisch. Besonders interessante Möglichkeiten ergeben sich in der Behandlung chronischer Krankheiten, Kinderheilkunde, Zahnmedizin, Orthopädie, Schönheitschirurgie, Augenheilkunde und Diagnostik.
So wollen Kenias Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen verstärkt modernste Geräte und Technologien einsetzen, die internationalen Standards entsprechen. Gefragt sind deshalb vor allem die neuesten medizinischen Geräte, Instrumente und Scanning-Technologien. Beispielsweise will Kenia verstärkt virtuelle chirurgische Intelligenz (VSI) einsetzen. VSI wandelt bildgebende Verfahren wie CT- und MRT-Daten in eine dreidimensionale Darstellung um, die in der Diagnose und bei Operationen eingesetzt werden. Diese intelligenten Lösungen auf Basis künstlicher Intelligenz sollen in Kenia bei Eingriffen wie Neuro- und Wirbelsäulenchirurgie und in der Radiologie angewandt werden.
Bislang importiert Kenia Ausstattung und die meisten Medikamente für den lokalen Gebrauch. Aber es gibt eine wachsende Initiative für die lokale Herstellung von Medikamenten und Ausstattung. Zu den lokalen Unternehmen, die bereits in der Arzneimittelherstellung tätig sind, gehören Dawa Life Sciences, Cosmos Pharmaceuticals und Regal Pharmaceuticals.
Seit dem Ausbruch von Covid-19 hat die Einrichtung von Produktionsanlagen für Impfstoffe an Bedeutung gewonnen. Moderna hat bereits die Entwicklung eines Impfstoffproduktionszentrums in Kenia gestartet. Dies zeigt, dass es möglich ist, in einen solchen Bereich zu investieren: selbstverständlich auch für deutsche Unternehmen.
Diese Woche besuchen Sie die MEDICA 2022 in Düsseldorf, die größte internationale Fachmesse für Medizintechnik. Was erwarten Sie von der MEDICA?
Ich freue mich sehr auf die Gelegenheit, die größte Medizinmesse der Welt besuchen zu können! Der Gesundheitssektor entwickelt sich ständig weiter, um mit den neuesten Forschungsergebnissen, Technologien und Behandlungsempfehlungen Schritt zu halten.
Für mich ist die MEDICA die perfekte Gelegenheit, um mit weltweit tätigen Medizinunternehmen in Kontakt zu treten und mich über die neuesten Geräte, Medikamente und Technologien im Gesundheitssektor zu informieren. Die Kenntnis über die Angebote der deutschen Gesundheitswirtschaft hilft mir, erfolgsversprechende Geschäftsmöglichkeiten für deutsche Unternehmen zu finden. Ich freue mich auf den direkten Kontakt zu deutschen Unternehmen, um mit ihnen zusammenzuarbeiten und sie auf die Geschäftsmöglichkeiten im kenianischen Gesundheitssektor hinzuweisen.
Weitere Informationen
|