Asmara-Bergbauprojekt in Eritrea
Unter Afrikas Erde liegen zwar viele Mineralien, die Rahmenbedingungen für den Bergbau sind aber oft nicht einfach. In Eritrea ganz besonders: Das Land hat reiche Vorkommen, westliche Minengesellschaften haben das Feld in den letzten Jahren aber weitgehend der chinesischen Konkurrenz überlassen. Auch in der Erkundung der Vorkommen sind gerade noch zwei von ehemals 24 westlichen Firmen im Land. Das sagt Seife Berhe, Mitgründer und Teilhaber einer dieser „Explorer“-Unternehmen, Andiamo Exploration. Im Interview erklärt der Eritreer mit britischem Pass, warum er Eritreas Bergbau dennoch eine gute Zukunft vorhersagt. Und warum hochwertige Technik, möglicherweise auch aus Deutschland, gefragt ist.
Behörden achten auf Rechtsrahmen
Herr Seife Berhe, warum sollte sich gerade in Eritrea der Bergbau entwickeln?
Weil hier faire und vernünftige rechtliche Rahmenbedingungen herrschen. Vor allem jedoch, weil sich die Behörden konsequent an diese Regeln halten.
Können Sie das konkretisieren?
In den letzten Jahren haben hier vier westliche Bergbaugesellschaften ihre Assets verkauft – und alle mit Gewinn. Wo gibt es das sonst in Afrika? Für ihre Anteile an Bisha, Eritreas größter produzierender Mine, bekam die australische Firma Nevsun 1,6 Milliarden US-Dollar.
Die Behörden machten keinen Ärger bei der Rückführung der Gewinne?
Nein. Die Unternehmen müssen auf ihre Profite zwar 38 Prozent Abgaben zahlen. Davor können sie aber praktisch sämtliche Ausgaben für Explorationen absetzen, eine sehr großzügige Regelung. So verkaufte die australische Firma Danakalia mit Gewinn ihre Anteile an Colluli, dem weltweit wohl größten Kalivorkommen. Selbiges gilt für das kanadische Unternehmen Sunridge, den ehemaligen Eigner des Goldprojekts Asmara. Sub-Sahara Resources, ebenfalls aus Australien, verkaufte wegen einer angespannten finanziellen Lage ihre Beteiligung an der Goldmine Zara.
Bergbau: Ein bedeutender Devisenbringer in Eritrea
Der Privatsektor hat es in Eritreas Wirtschaft ansonsten aber nicht gerade leicht, er spielt praktisch keine Rolle.
Den Bergbau behandelt die Regierung als eine wesentliche Ressource, die dem Land zugutekommen wird. Der Sektor ist für Eritrea der einzige bedeutende Devisenbringer. Der eritreische Staat ist auf Kapital und Know-how ausländischer Firmen angewiesen, das wissen die Behörden genau.
Unterstützt der Staat den Bergbau auch anderweitig?
Ja, zum Beispiel bei der Energie. In Eritrea sind die Stromerzeugungskapazitäten viel zu klein. Das ist auch für den Bergbau ein großes Problem, und deshalb versorgen sich die Minen mit eigenen Dieselgeneratoren. Obwohl Treibstoff knapp ist, erhalten alle Bergbau- und Explorationsunternehmen genügend davon für ihre Projekte. Außerdem ist die Regierung bereit, die Bergbauunternehmen bei möglichen Problemen zu unterstützen.
Achten die Behörden auch auf Nachhaltigkeit?
Sehr. Umweltverträglichkeit wird bei der geplanten Mine Colluli ein wichtiger Punkt sein, aber auch bei den anderen Bergbauprojekten. Es werden nicht nur die Umwelt- und sozialen Studien durchgeführt. Die Behörden hier achten auch auf die Umsetzung der vereinbarten Pläne. Und sie kontrollieren die Minen einmal im Quartal durch persönliche Besuche.
Westliche Technik auch in chinesisch geführten Projekten gefragt
Ist das auch ein Vorteil für die Lieferanten hochwertiger Technik?
Ja. Bei allen Bergbauprojekten, einschließlich des geplanten Kaliprojekts Colluli, legt die bereits fertiggestellte Machbarkeitsstudie Spezifikationen für Ausrüstungen fest, das ist so üblich. Die Anforderungen sind hoch. Auch nach der Übertragung der Danakalia-Anteile an die chinesische Sichuan Resources 2022 versteht es sich von selbst, dass robuste, effiziente Maschinen aus verschiedenen Quellen und Ländern zu liefern sind. Bei Baumaschinen zum Beispiel ist Caterpillar die erste Wahl in Eritrea. Die Marke ist zwar teuer, sie hält aber länger und ist auf lange Sicht günstiger.
Aber warum haben denn alle westlichen Minenbetreiber ihre Anteile verkauft?
Das hat vor allem mit der Politik zu tun, genauer mit den Sanktionen, die zu Unrecht von der UNO und den USA gegen Eritrea verhängt wurden. Diese Sanktionen sind zwar inzwischen weitgehend aufgehoben. Trotzdem sind westliche Banken bei Projekten in Eritrea immer noch äußerst zurückhaltend. Die Bergbauunternehmen waren nicht in der Lage, zu angemessenen Kosten eine private Beteiligungsfinanzierung für ihre Projekte zu erhalten.
Und so sind die Chinesen eingestiegen?
Ja. Bei Bisha, einem produzierenden Kupfer-Zink-Bergwerk, zahlten sie einen angemessenen Preis. Bei den anderen Projekten wie in Colluli, wo die Aufbereitungsanlage erst noch gebaut werden muss, bekamen sie die Assets oft zum Schnäppchentarif. Sie sind dabei, eine Finanzierung von chinesischen Banken zu erhalten, um die Mine in Gang zu bringen.
Der Standort Eritrea birgt reiche Lagerstätten
Bauen Chinesen denn nun demnächst ein großes Bergwerk in Eritrea?
Beim Kaliprojekt Colluli gehen wir davon aus, dass sie die Finanzierung 2025 gesichert haben, durch die China Eximbank und die China Development Bank. Auch diese Banken achten nun viel mehr auf Nachhaltigkeit. Das ist gut für die Umwelt.
Die Vorkommen in Eritrea sind aber für Investitionen attraktiv?
Die Bedingungen für einen Abbau sind hier teils einzigartig. In der Mine Bisha hatte das Gestein einen Kupfergehalt von durchschnittlich 2,5 Prozent (in Chile, dem führenden Kupferproduzenten, sind es im Schnitt rund 0,6 Prozent, Anm. d. Red.). Die Kalivorkommen in Colluli reichen für mindestens 200 Jahre. Sie liegen direkt an der Oberfläche und übrigens so nahe am Meer wie nirgendwo sonst. Sie sind also auch leicht zu verschiffen.
Das Interview führte Ulrich Binkert von Germany Trade & Invest im April 2024.
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