Die Dornier Suntrace GmbH bietet Off-Grid Solarkraftwerke mit großen Speicherkapazitäten, die auch im Bergbausektor zum Einsatz kommen. In Mali installierte Suntrace ein Off-Grid Solarkraftwerk für ein Bergbauunternehmen. Boris Westphal, Gründer und Geschäftsführer von Suntrace, berichtet im Interview, wie der Markteinstieg in dem westafrikanischen Land gelang. 

Off-Grid Solarkraftwerk der Dornier Suntrace GmbH in Mali

Die Dornier Suntrace GmbH wurde 2009 in Hamburg gegründet und ist seit 2019 ein Teil der Dornier Group. Die Dornier Group versteht sich als globaler One-Stop-Shop für Ingenieurdienstleistungen mit Fokus auf den Infrastrukturbereich. Nach eigenen Angaben ist das Unternehmen in 50 Ländern aktiv und hat dort an über 150 Projekten mitgearbeitet. Zu den Kunden zählen multilaterale Institutionen der Entwicklungszusammenarbeit, aber auch internationale Privatkunden. 

Erneuerbare Energien für einen konservativen Sektor

Herr Westphal, Mali fällt einem nicht als erstes Land für ein Projekt in Afrika ein. Warum ist Suntrace dort im Projektgeschäft?

Portrait von Boris Westphal, Gründer und Geschäftsführer der Suntrace GmbH Dornier Suntrace GmbH Portrait von Boris Westphal, Gründer und Geschäftsführer der Suntrace GmbH

Unser Auftraggeber in Mali ist das kanadische Bergbauunternehmen B2Gold, das zunächst Schweröl für die Stromerzeugung eingesetzt hat. Der Minenbetreiber kannte uns bereits aus einem gemeinsamen Projekt in Namibia. Als das Bergbauunternehmen entschied, bei der Förderung in Mali Solarenergie einzusetzen, bekamen wir den Auftrag. Wir haben hier – was die Speicherkapazitäten betrifft - das größte Off-Grid Solarkraftwerk Afrikas konzipiert und umgesetzt. Die 37-MW-Solaranlage hat einen 13 MWh Batteriespeicher und reduziert die CO2-Emissionen der Mine um 20 Prozent. Bei dem Projekt hat uns das Münchener Energieunternehmen BayWa r.e. AG unterstützt.

Könnte nicht noch mehr durch Solarenergie eingespart werden?

Die Bergbaukonzerne sind konservativ und wollen zuerst sehen, dass erneuerbare Energien in ihrem Netz funktionieren. Diesen Beweis hat die Anlage mehr als erbracht, jetzt arbeiten wir an dem weiteren Ausbau und für eine Reihe von anderen Minenkunden, die keine Zeit verlieren wollen, um mit der Dekarbonisierung Energiekosten zu sparen. Im Off-Grid Bereich kann sich eine Solaranlage in drei bis vier Jahren amortisieren.

Wie sind Sie an den Auftrag in Mali gekommen?

Wir hatten über einen Partner einen Kontakt nach Südafrika, wo das Unternehmen ebenfalls aktiv ist. Hier hat sich ausgezahlt, dass wir unser Netzwerk pflegen. Dazu gehören auch die Kontakte zu den AHKs. Wichtige Informationen bekommt man bei Veranstaltungen der Energiebranche oder des Bergbausektors. Den entscheidenden Hinweis kann es dann auch mal beim gemeinsamen Grillfest geben.

Wie ist ihre Auftragslage?

Langfristig geht es nach oben, aber der Markt in Entwicklungsländern ist volatil. Politische Spannungen oder Unruhen können Geschäfte zum Stillstand bringen. Aber in Afrika sind 600 Millionen Menschen ohne Strom. Der Bedarf ist also riesig und die Dynamik ist spürbar.

Einsatz von erneuerbaren Energien rechnet sich

Bekommen Sie Ihre Aufträge eher von Privatunternehmen oder durch öffentliche Auftraggeber?

Unsere Kunden kommen jeweils zur Hälfte aus dem öffentlichen und dem privaten Sektor. Zu den öffentlichen Auftraggebern gehören die nationalen und die internationalen Entwicklungsbanken wie die KfW Entwicklungsbank, die französische Agence Française de Développement (AfD), der IFC von der Weltbankgruppe oder die Afrikanische Entwicklungsbank. Aber auch Privatkunden aus dem Industriesektor sind für uns wichtig. Der Handlungsbedarf, ihre Produktion weitgehend CO2-frei zu machen, ist hoch und das erfordert Investitionen. Wir zeigen, wie sie dabei Kosten sparen können, so dass sich die Investition rechnet. Die Kostenersparnis durch den Einsatz von erneuerbaren Energien kann sehr attraktiv sein, damit gibt es für die Industrie einen doppelten Anreiz zu dekarbonisieren.

Welchen Anteil hat Afrika an ihrem Geschäft?

Wir machen rund 40 Prozent unseres Umsatzes in Afrika. Wir sind auf vier Kontinenten aktiv. In Afrika sind für uns die wichtigsten Länder und Regionen Marokko und seine westafrikanischen Nachbarländer sowie das südliche Afrika, unter anderem Südafrika und Namibia. In Ostafrika ist Kenia ein wichtiger Markt, Äthiopien war es vor dem Bürgerkrieg.

Was sind die Herausforderungen?

Es gibt keine Knappheit an Kapital für nachhaltige Investitionen in afrikanischen Ländern. Fördermittelgeber wie auch kommerzielle Investoren und Fonds haben ein hohes Interesse an der Finanzierung von erneuerbaren Energieprojekten in Afrika; grob geschätzt stehen im Prinzip Mittel in dreistelliger Milliardenhöhe für Afrika zur Verfügung.

Der Abfluss eines Großteils dieser Mittel hakt aus unserer Sicht aber vor allem aus zwei Gründen: Ein Hindernis kann das regulatorische Umfeld sein. Dürfen und können private Unternehmen im betreffenden Land die Energieversorgung übernehmen? Entscheidend ist hier der de-facto Marktzugang, nicht allein der Gesetzestext. Ein nationales Monopol-Energieversorgungsunternehmen kann Anbietern aus dem erneuerbaren Sektor viele Steine in den Weg legen, das kennen wir aus Europa ja auch. Zweite Hürde ist es, die Investitionskriterien der Investoren und Banken zu erfüllen. Hier klafft eine Lücke zwischen den Erwartungen der Finanziers und dem Informationsstand auf Seiten der Projektentwickler. Projektentwickler müssen wissen, welches Genehmigungs- und Vertragswerk sie für eine Finanzierung vorlegen müssen und sie müssen einen fairen, transparenten Prozess haben, um die Genehmigungen zu erlangen und die Verträge abschließen zu können. Wenn zum Beispiel eine Netzanschlussgenehmigung Jahre braucht, ist es klar, dass das Projekt nicht finanziert wird.

Neuauflage des erneuerbaren Energieprogramms in Südafrika

Da fällt einem Südafrika ein.

In Südafrika gibt es im Prinzip seit über einem Jahrzehnt eine gute Gesetzeslage und das Land hatte ab 2012 begonnen, eines der erfolgreichsten erneuerbaren Energieprogramme umzusetzen, das Renewable Independent Power Producer Programme (REIPPP). Aber das lokale Versorgungsunternehmen Eskom hatte bislang das Monopol im Strommarkt - eine Bremse für neue Vorhaben. Dazu kam ab 2015/16 ein 180-Grad-Schwenk der staatlich gelenkten Energieplanung der Regierung unter Präsident Jacob Zuma, die mehr Nuklearenergie im Netz sehen wollte. Inzwischen kommt aber auch in Südafrika wieder vieles in Bewegung. Die Regierung Ramaphosa hat das REIPPP Programm wieder aufgelegt und zusätzlich der Industrie die regulatorische Möglichkeit zur Eigenversorgung mit Solar und/oder Wind bis 100 MW ermöglicht. Da diese zuverlässiger und günstiger sein können als die derzeitige Versorgung mit Eskom, bewegt sich gerade wieder viel im Energiesektor in Südafrika.

Marokko und Ägypten haben zuletzt große Projekte angestoßen. Wie sind Sie dort aufgestellt?

In Marokko ist MASEN – die Moroccan Agency for Sustainable Energy – seit 2016 unser Kunde. Für die marokkanische Agentur haben wir Solarprojekte technisch konzipiert und wirtschaftlich optimiert, die eine Kapazität von 800 – 1.600 MW mit über fünf Stunden Speicher haben, also lange nach Sonnenuntergang noch Strom liefern können. Außerdem arbeiten wir im Auftrag der MASEN an einem KFW finanzierten Projekt, das Wind und Photovoltaik kombiniert, um somit eine höhere Verfügbarkeit (Kapazitätsfaktor, Volllaststunden) zu erreichen. Aus dem günstigen CO2-freien Strom können dann unter anderem Wasserstoff oder Synfuels hergestellt werden.

Wie können sich deutsche und europäische Unternehmen im afrikanischen Wettbewerb durchsetzen?

Die Solarzellen kommen aktuell zu 95 Prozent aus China, damit versorgt das Land die Welt mit günstigem Solarstrom. Bei der Entwicklung von Großprojekten in Afrika sind die Chinesen jedoch nicht immer beliebt, da sie ihre eigenen Arbeitskräfte mitbringen. Viele afrikanische Länder wünschen sich jedoch mehr Beschäftigung für die lokale Bevölkerung. Mehr Beteiligung - nicht nur an der Arbeit, sondern auch an den Investments - bietet Europäern gute Chancen. Aber auch indische Unternehmen sind aktiv und sehr konkurrenzfähig. Aus meiner Sicht liegt der Schlüssel zum Erfolg für deutsche Unternehmen in einem partizipativen, fairen Ansatz, gemeinsam Energieprojekte mit sorgfältig ausgesuchten afrikanischen Partnern zu entwickeln, finanzieren, bauen und betreiben. Auf diese Weise kann man eine Menge lernen, wettbewerbsfähig anbieten und letztlich auch gute Impulse leisten.

Das Interview führte Michael Monnerjahn von Germany Trade & Invest im September 2022.

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