Als ressourcenreiches Schwellenland ist Südafrika der am weitesten entwickelte Industriestandort auf dem Kontinent. Die Kaprepublik verfügt über eine diversifizierte, teils hochmoderne Industrie und eine breit aufgestellte, aber sanierungsbedürftige Infrastruktur.
Südafrika ist eines der wichtigsten afrikanischen Wirtschaftszentren und logistische Drehscheibe. Das Land am Kap ist der größte Automobilbauer des Kontinents. Der Bergbau bildet eine tragende wirtschaftliche Säule. Auch die Chemiebranche, insbesondere die Petrochemie, spielt eine wichtige Rolle. Südafrika verfügt außerdem über einen eigenen, wenn auch kleinen, Maschinenbausektor. Die Landwirtschaft sowie Getränke- und Nahrungsmittelindustrie arbeiten produktiv. Das Banken- und Finanzsystem, aber auch der Tourismus gelten als hoch entwickelt.
Prägend für die südafrikanische Wirtschaft ist zum einen eine national orientierte Industriepolitik, zum anderen die Förderung der wirtschaftlichen Beteiligung von historisch diskriminierten Bevölkerungsgruppen. Südafrika gehört zu den Ländern mit der höchsten Ungleichverteilung und Arbeitslosigkeit weltweit. Strukturelle Probleme wie die hohe Arbeitslosigkeit, Korruption und Kriminalität beeinträchtigen zunehmend die Wirtschaftsleitung.
Großes Potenzial haben Sektoren wie Telekommunikation und IT. Im Land wächst eine dynamische Start-up-Szene heran. Im Zuge der angestrebten Dekarbonisierung in Industrie, Bergbau und Energie ist mit zunehmenden privaten Investitionen in erneuerbare Energien, Wasserstoffprojekte, Elektromobilität und CO₂-mindernde Verfahren zu rechnen.
Das Länderprofil wurde zuletzt im August 2024 aktualisiert.
Südafrikas neue Regierung steht vor großen Herausforderungen: Hohe Produktionskosten, Logistikprobleme und schwacher Konsum hemmen das Wirtschaftswachstum. Die Mehrparteienkoalition muss trotz inhaltlicher Differenzen den Reformprozess weiter vorantreiben, insbesondere im Infrastrukturbereich.
Jenny Tala
Korrespondentin für das südliche Afrika bei Germany Trade & Invest in Johannesburg
Drei Fragen zu ... Südafrika
Simone Pohl, Geschäftsführerin der AHK Südliches Afrika, beantwortet drei Fragen zur südafrikanischen Wirtschaft.
Die südafrikanische Automobilindustrie orientiert sich zunehmend in Richtung E-Mobilität. Die Regierung hat ein White Paper zur Entwicklung der Elektromobilität vorgelegt, um die Position auf wichtigen Exportmärkten zu sichern und den Inlandsabsatz anzukurbeln. Allerdings fehlen Südafrika für den Aufbau einer Ladeinfrastruktur die finanziellen Mittel. Nicht zuletzt wirft der tägliche Lastabwurf die Frage auf, woher der Strom kommen soll. In anderer Hinsicht hat Südafrika wichtige Standortvorteile als größter Produzent von Platinmetallen. Diese werden für die Herstellung von Brennstoffzellen benötigt.
Bergbau und Rohstoffe
Ob Gold, Eisenerz, Metalle der Platingruppe, Chrom, Mangan oder Kohle: Südafrikas geologische Ausstattung birgt ein beträchtliches Potenzial. Das Land ist reich an Bodenschätzen, die in der modernen Industriewelt dringend benötigt werden, etwa für die Wasserstoff- und Batterietechnik. Die größten Hemmschuhe für ein noch dynamischeres Wachstum sind Energieknappheit und Logistikschwierigkeiten. Weiteren Bedarf im Bergbau gibt es bei der Sicherheitstechnik und bei Anwendung der Industrie 4.0.
Gesundheitswirtschaft
Mit rund 275 pharmazeutischen oder biotechnologischen Unternehmen und einer innovativen Forschungslandschaft wird Südafrika als Pharmastandort an Bedeutung gewinnen. Ein Drittel der deutschen Medizintechnik-Exporte nach Afrika entfallen auf das Land am Kap. Absatzchancen bestehen vor allem in den Bereichen Digital Health Solutions und bildgebende Diagnostik. Die südafrikanische Regierung plant die Einführung einer allgemeinen Krankenversicherung. Ob die Umsetzung bis 2026 gelingt, ist noch offen.
Chemie
Die Chemieindustrie in Südafrika ist stark kohlebasiert. Aus der Umstellung auf eine emissionsarme Produktion ergeben sich Geschäftschancen. Der Chemiekonzern Sasol setzt mit deutscher Beteiligung schrittweise Gas als Ersatz für Kohle ein und entwickelt mit deutschen Partnern eine grüne Wasserstoffproduktion. Beim Chemieunternehmen Omnia gibt es Pläne, mit deutscher Beteiligung die Ammoniakherstellung um nachhaltige Produktionseinheiten zu erweitern.
Landwirtschaft
Südafrikas Agrarsektor ist der mit Abstand am weitesten entwickelte auf dem afrikanischen Kontinent. Die Agrarausfuhren stellen rund zehn Prozent der Exporteinnahmen. Der Sektor ist bedeutender Abnehmer von Maschinen und Düngemitteln sowie Zulieferer für die lokale Nahrungsmittelverarbeitung. Risiken sind Stromausfälle, Schutzmaßnahmen einiger Exportmärkte und steigende Inputkosten. Transport und Logistik könnten sich durch den Ausbau ländlicher Straßen verbessern.
Mehr Brancheninfos
Germany Trade & Invest (GTAI) bietet weitergehende Informationen zu aussichtsreichen Branchen in Südafrika.
Die Analysen beleuchten neben der Marktentwicklung auch politische Rahmenbedingungen, aktuelle und geplante Projekte sowie Geschäftschancen für deutsche Unternehmen.
Marktzugang
Rechtlicher Rahmen
Südafrika hat ein gemischtes Rechtssystem mit Einflüssen aus verschiedenen Rechtskreisen. Es basiert im Großen und Ganzen auf Elementen des angelsächsischen Common Law und dem ungeschriebenen römisch-niederländischen Recht. Daneben gilt in einigen Bereichen das Gewohnheitsrecht. Alle Gesetze und Rechtsgrundsätze müssen mit der südafrikanischen Verfassung vereinbar sein, denn diese steht über allen Gesetzen und Rechtsgrundsätzen.
Zur Lösung eines Rechtsstreits sollte auch die Schiedsgerichtsbarkeit in Betracht gezogen werden. Ein Schiedsurteil kann entweder in Südafrika oder im Ausland erwirkt werden. Da Südafrika das New Yorker Übereinkommen von 1958 ratifiziert hat, können ausländische Schiedsurteile in Südafrika anerkannt und vollstreckt werden.
Außerhalb der Schiedsgerichtsbarkeit kann eine Klage immer dann vor einem südafrikanischen Gericht erhoben werden, wenn dieses für den Rechtsstreit zuständig ist. Für wirtschaftliche Streitigkeiten sind je nach Höhe des Streitwerts die High Courts oder die Magistrates Courts zuständig.
Ausländische Urteile können nur nach südafrikanischem Recht anerkannt und vollstreckt werden, ein bilaterales Abkommen gibt es nicht. Gemäß dem Foreign Civil Judgments Act 32 of 1988 wurden bisher lediglich Urteile aus Namibia in Südafrika für vollstreckbar erklärt. Urteile aus Deutschland können allenfalls nach den Prinzipien des Common Law anerkannt und vollstreckt werden. Dazu muss ein Urteil rechtskräftig und für die Parteien rechtlich bindend sein. Es darf zudem nicht gegen die öffentliche Ordnung Südafrikas verstoßen.
Rechtsgrundlage für Unternehmensgründungen in Südafrika ist der Companies Act 71 of 2008. Gesellschaften sind bei der Companies and Intellectual Property Commission (CIPC) zu registrieren.
Investitionen werden in Südafrika durch den Protection of Investment Act No. 22 of 2015 geregelt. Die zuständige Investitionsbehörde ist die InvestSA, über die Investoren Genehmigungen und Zulassungen direkt beantragen können. Ausländische Investoren sind inländischen gleichgestellt und dürfen grundsätzlich in allen Bereichen investieren.
Sowohl von ausländischen als auch von inländischen Investoren zu beachten sind die Broad-Based Black Empowerment (B-BBEE) Regelungen. Dadurch soll die wirtschaftliche Beteiligung der unter der Apartheid diskriminierten Bevölkerungsgruppen erhöht werden. Die Umsetzung der B-BBEE-Kriterien kann zertifiziert werden. Eine solche Zertifizierung ist zwar lediglich für öffentliche Aufträge verpflichtend. Unternehmen, die nicht zertifiziert sind, haben aber häufig Nachteile im Wirtschaftsleben.
Körperschaftsteuer: 28 %; kleine Unternehmen zwischen 0 und 28 %; Kleinstunternehmen zwischen 0 und 3 %
Einkommenssteuer: Zwischen 18 und 45 %, je nach Einkommen
Mehrwertsteuer: 15% (reduziert 0%)
Quellensteuer: Dividenden :20%; 7,5 bzw. 15 % bei DBA Zinsen: 15 %; 10 % bei DBA Lizenzgebühren: 15% für Steueransässige Einkünfte aus unbeweglichem Vermögen: zwischen 7,5 und 15 %
Rechtsgrundlagen des südafrikanischen Steuerrechts sind der Income Tax Act 58 of 1963 und der Value-Added Tax Act 89 of 1991 in ihrer aktuellen Fassung.
Der Zolltarif Südafrikas basiert auf der Nomenklatur des Harmonisierten Systems von 2022 und entspricht dem Gemeinsamen Außenzolltarif der Zollunion des südlichen Afrika (SACU). Bei der Einfuhr von Waren wird die südafrikanische Mehrwertsteuer erhoben, die regulär 15 Prozent beträgt. Daneben gibt es einen Nullsteuersatz sowie die Möglichkeit der Mehrwertsteuerbefreiung. Die Verbrauchsteuer gliedert sich in unterschiedlich hohe Excise Duties (spezifische/ wertmäßige Verbrauchsteuer) und Excise Levies.
Unternehmen profitieren von umfangreichen Zoll- und Steuererleichterungen im Rahmen von bilateralen Abkommen zwischen Südafrika und Drittstaaten sowie in Sonderwirtschaftszonen (SEZ). Für deutsche Unternehmen ist hier vor allem das Wirtschaftspartnerschaftsabkommen mit den Ländern des Südlichen Afrika interessant.
Die Zollanmeldung erfolgt durch den Einführer oder einen von ihm beauftragten Zollagenten, sollte der ausländische Wirtschaftsbeteiligte nicht in Südafrika registriert oder ansässig sein. Beide müssen bei der südafrikanischen Zollbehörde (SARS) sowie beim Ministerium für Handel und Industrie registriert sein.
Die Zollanmeldung ist für die Zollabfertigung von Waren ab einem Warenwert von 500 ZAR (Südafrikanischer Rand) erforderlich und muss spätestens sieben Tage nach Eintreffen der Ware in Südafrika der Zollstelle vorliegen. Die Frist verlängert sich bei Containerfracht auf 28 und bei Massenstückgut auf 14 Tage. Die Zollanmeldung ist in der Regel elektronisch einzureichen (Electronic Data Interchange - EDI). Im Rahmen des Preferred-Trader-Programms sind Erleichterungen bei sicherheitsrelevanten Zollkontrollen und Vorteile bei der Zollabfertigung möglich.
In Südafrika eingeführte Waren müssen den dortigen nationalen Normen entsprechen, die vom South African Bureau of Standards (SABS) entwickelt werden. Neben den nationalen Normen werden in Südafrika auch zahlreiche internationale Normen, wie zum Beispiel die der Internationalen Organisation für Normung (ISO), akzeptiert.
Unterliegt eine Ware der Zertifizierungspflicht, muss bei der Einfuhr der entsprechende Nachweis über die Prüfung vorgelegt werden. Deutsche Zertifikate und Testberichte werden in Südafrika anerkannt, sofern diese den südafrikanischen Regeln entsprechen. Die Agentur National Regulator for Compulsory Specifications (NRCS) bestätigt mit dem Letter of Authority, dass Produkte die Anforderungen der geltenden Normen erfüllen.
Grundsätzlich ist die Wareneinfuhr in Südafrika liberalisiert, jedoch bestehen für einige Waren Einfuhrbeschränkungen (zum Beispiel Abfälle, Chemikalien, Waffen, gebrauchte Waren). Die Einfuhr dieser Waren ist nur zulässig, wenn bei der Einfuhrabfertigung eine entsprechende Einfuhrgenehmigung und/oder -lizenz vorgelegt wird. Solche Genehmigungen werden über die International Trade Administration Commission (ITAC) beantragt.
Weitere Genehmigungen und/oder Lizenzen anderer Behörden sind unter anderem für die Einfuhr lebender Tiere und Pflanzen, pharmazeutischer Produkte und von Medizintechnik erforderlich.
Südafrika verfügt im afrikanischen Vergleich über einen großen Pool an Fachkräften. Dieser kann jedoch den Bedarf der teils hochmodernen Wirtschaft nicht decken. Die Reallöhne sind über die letzten Jahre gesunken, wodurch Fachkräfte abwandern. Ausnahmen bei der Lohnentwicklung bilden der Bergbau- und Automobilsektor sowie der öffentliche Sektor. Hier spielen Südafrikas Gewerkschaften eine wichtige politische, wirtschaftliche und historische Rolle. Die Rekrutierung ausländischer Mitarbeiter ist aufgrund strenger Einwanderungsgesetze schwierig. Deshalb müssen sich Unternehmen oftmals selbst um die Fort- und Weiterbildung von Personal kümmern.
Einen detaillierten Überblick über die Lage am Arbeitsmarkt, Löhne und den arbeitsrechtlichen Rahmen in Südafrika gibt die GTAI-Publikation Lohn- und Lohnnebenkosten Südafrika.
Die Qualifizierung junger Fachkräfte, die sich am Bedarf der südafrikanischen Wirtschaft ausrichtet, ist eine der großen Herausforderungen des Landes. iMOVE: Training – Made in Germany bietet Informationen zum südafrikanischen Markt der Aus- und Weiterbildung und Chancen, die sich für deutsche Bildungsanbieter ergeben.
In Südafrika sind verschiedene bilaterale und multilaterale Geber aktiv. Unter anderem die KfW Entwicklungsbank, die Weltbank und die Afrikanische Entwicklungsbank finanzieren Vorhaben der öffentlichen Hand. Aus diesen geberfinanzierten Projekten resultieren Aufträge, die ab gewissen Schwellenwerten international ausgeschrieben werden. Dies sind in erster Linie Tender für den Einkauf von Consultingleistungen, aber auch für Liefer- und Bauleistungen.
Das Wirtschaftsnetzwerk Afrika und weitere Institutionen der Außenwirtschaftsförderung bieten verschiedene Maßnahmen in ausgewählten Branchen an, um deutschen Unternehmen die Erschließung des Zielmarktes Südafrika zu erleichtern.
Das Markterschließungsprogramm (MEP) erleichtert kleinen und mittleren Unternehmen den Einstieg in ausländische Märkte und bietet aktuell Maßnahmen für Südafrika an.
Die Investitionsgarantien sichern Direktinvestitionen deutscher Unternehmen in Südafrika gegen politische Risiken ab und unterstützten Projekte vor Ort.
Die Hermesdeckungen schützen Exporteure und Banken bei Geschäften mit südafrikanischen Handelspartnern vor wirtschaftlich und politisch bedingten Zahlungsausfällen.
Das Kompetenzzentrum der AHK Südliches Afrika vernetzt europäische Unternehmen unterschiedlicher Branchen mit geeigneten Zulieferern aus dem südlichen Afrika.
Das Kompetenzzentrum der AHK Südliches Afrika fördert den Austausch zwischen Unternehmen aus Deutschland und dem südlichen Afrika rund um das Thema Wasserwirtschaft.
Das Kompetenzzentrum der AHK Südliches Afrika ist Anlaufstelle für Unternehmen, die vor Ort im Bereich Landtechnik und Verarbeitung von Lebensmitteln tätig sind.
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