Nachhaltiger Kräuteranbau bei Delmas Fresh Herbs Farm
Borretsch, Kerbel, Schnittlauch & co. – die Kräuter für die berühmte Frankfurter Grüne Soße lassen sich auch in Südafrika nach europäischen Standards anbauen. Das weiß Peter Grundhöfer vom gleichnamigen Familienunternehmen, das sich auf den deutschen und internationalen Obst- und Gemüsehandel spezialisiert hat. Der Standort Frankfurt dient als Dreh- und Angelpunkt für den überregionalen Ein- und Verkauf. In Südafrika produziert der Partner Delmas Fresh Herbs Limited seit 2020 auf einer eigenen, 87 Hektar großen Farm frische Kräuter und zukünftig auch Mini-Gemüse für den lokalen und europäischen Markt. Neben nachhaltigem Anbau setzt das Unternehmen auf umfangreiche Schulungsprogramme für seine in Spitzenzeiten mehr als 100 Mitarbeitenden.
Neue landwirtschaftliche Produkte entwickeln
Herr Grundhöfer, wie kam es dazu, dass Sie eine Farm in Südafrika betreiben?
Es braucht in der Tat Kraft und Mut, in ein Projekt zu investieren in einem Land, das viele Ungewissheiten mit sich bringt. Ich habe diesen Mut aufgebracht und Menschen kennengelernt, denen ich voll vertrauen kann – ganz gleich, welcher Herkunft und Hautfarbe. Meine Motivation war, der Bevölkerung in der Region eine neue Perspektive zu geben. Und dabei mit Innovationsgeist neue landwirtschaftliche Produkte zu entwickeln und den Menschen in ihrem Land zu Wachstum zu verhelfen.
Das Farmgelände lag vormals brach. Warum hatte der Standort Potenzial für Sie?
Gerade weil das Land über Jahre brach lag, hatten wir gute Voraussetzungen für unseren Kräuteranbau. Unsere Bodenanalysen haben ergeben, dass der Boden unverbraucht und fruchtbar ist sowie über ausreichende Wasservorräte verfügt. Günstig ist auch die Lage: zum einen die Höhenlage, zum anderen die räumliche Nähe zum internationalen Flughafen in Johannesburg.
Was bedeutet das für Ihren Anbau?
Unter den gegebenen Voraussetzungen können wir auf sehr natürlichem Wege Kräuter anbauen; wir brauchen nur minimalen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Damit werden unsere Flächen nachhaltig und umweltschonend bearbeitet. Aufgrund der Erfahrung des Mutterunternehmens Grundhöfer GmbH in Deutschland in Sachen Anbau (zertifiziert nach IFS, Geprüfte Qualität Hessen, Demeter, Bio Siegel Hessen, QS) haben wir für den Standort in Südafrika passende Lösungen schaffen können.
Deutsche Unterstützung und internationale Zertifikate
Wie ist es Ihnen gelungen, Kunden zu gewinnen?
Qualität und Zuverlässigkeit sehen wir als Grundvoraussetzung, um erfolgreich Kunden zu gewinnen. Die Zertifizierungsstellen in Südafrika haben dies sofort erkannt und unser Unternehmen weiterempfohlen. Die Delmas Fresh Herbs Farm ist nach GlobalGap und SIZA-Standard (Sustainability Initiative of South Africa) zertifiziert. So haben wir etwa die Lieferberechtigung für das Unternehmen Woolworth erlangt.
Welche Institutionen haben Sie bei Ihrem Vorhaben unterstützt?
Die deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG) hat uns bei der Aufstellung des Projektplans unterstützt. Wir arbeiten eng mit der AHK Südliches Afrika zusammen und vor Ort mit der Delmas Farm Academy.
Auf welche Hürden und Herausforderungen sind Sie gestoßen?
Zu bewältigen war zum einen die Finanzierung, aber auch die anschließende Planung und Umsetzung von Baumaßnahmen. Dass ich nicht immer persönlich vor Ort sein und jeden Schritt mitverfolgen konnte, war für mich selbst schwierig. Hinzu kommen auch extreme Wetterverhältnisse, wie Starkregen, Sturm und Hagel, die einen vor neue Herausforderungen stellen.
Weiterbildung als Hilfe bei der Mitarbeitersuche
Nach welchem Zeitraum können Investoren in Ihrer Branche mit schwarzen Zahlen rechnen?
Grundsätzlich sollte es Investoren nicht nur um Gewinn gehen. Im Vordergrund bei unserem Projekt stand immer die Bevölkerung sowie die Mitarbeit der Menschen, denen das Projekt letztendlich auch zugute kommen soll. Aus wirtschaftlicher Sicht sind ungefähr drei bis fünf Jahre realistisch, bis eine Farm Gewinn bringt. Das gilt natürlich nicht pauschal, denn jeder Investor hat mit anderen Hürden und Herausforderungen umzugehen.
Ist es schwierig, vor Ort geeignete Mitarbeiter zu finden und langfristig an das Unternehmen zu binden?
In der Saison sind bei uns bis zu 150-200 Menschen täglich beschäftigt. Für viele von ihnen übernehmen wir den Transport zur Arbeit und zurück, wir bieten Kinderbetreuung an und stellen Arbeitskleidung zur Verfügung. Dann haben wir einen sehr guten Kontakt zum örtlichen Bürgermeister in der Region Delmas. Bei einer Arbeitslosenquote von über 35 Prozent legt er großen Wert auf eine gute Zusammenarbeit und die Vermittlung von Mitarbeitern.
Wie sieht die Zusammenarbeit mit der Gemeinde Delmas konkret aus?
Ein Beispiel sind Weiterbildungsmaßnahmen. Gemeinsam mit dem Bürgermeister von Delmas arbeiten wir in der örtlichen Farm School zusammen. Hier werden Menschen in der Landwirtschaft ausgebildet, insbesondere im Kräuteranbau. Wir folgen dabei dem „Train-the-Trainer“-Konzept zur Ausbildung von eigenen Mitarbeitern und lokalen Bauern: Es wird sowohl das Wissen für den Kräuter- und Gemüseanbau als auch das Know-how für Packprozesse und Marketing vermittelt, so können wir eine ganzjährige Beschäftigung bieten.
Ziel: Integration der Menschen in Wertschöpfungskette
Welches Ziel verfolgen Sie mit Ihrem Trainings- und Ausbildungszentrum?
Es war unser Ziel, nicht nur ein exportorientiertes Unternehmen aufzubauen, sondern Menschen aus der Region in die gesamte Wertschöpfungskette im Kräuterbau zu integrieren. Die Landwirtschaft in Südafrika wird von Agrarkonzernen und weißen Großgrundbesitzern dominiert. Die Tätigkeiten in den Großbetrieben sind meist einfältig, ähnlich wie Fließbandarbeit, und es werden nur gering ausgebildete Arbeitskräfte zu niedrigen Löhnen beschäftigt. Hier möchten wir mit unserem Ansatz entgegenwirken und den Menschen mit in den Vordergrund stellen.
Das Interview führte Walter Engelmann von der AHK Südliches Afrika im Mai 2024.
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