Installateure von Tagex Energy bei Dacharbeiten

Langfristig wird Solarstrom in Südafrika günstiger sein als in Europa

TAGEX Energy bietet Planung, Beschaffung und Bau von Solarenergielösungen in Südafrika. Das Unternehmen ist eine südafrikanische Tochtergesellschaft der TAGEX Technischer Handel GmbH – einem deutschen Großhandelspartner für Baumaschinenteile, Antriebstechnik und Photovoltaikanlagen.

Warum aus der Energiekrise in Südafrika ein wachsender Markt auch für deutsche Anbieter von Solartechnik entstehen kann und welche Pläne TAGEX Energy verfolgt, berichtet der Geschäftsführer Dinesh van der Haar im Interview.

Sonnenschein im Überfluss

Herr van der Haar, wie ist die Ausgangslage für Solarenergie in Südafrika?

Porträtbild: Dinesh van der Haar, Geschäftsführer bei TAGEX Energy TAGEX Energy Dies ist ein eingebettetes Bild

In Südafrika sind die Anschaffung und Finanzierung von Solardachanlagen bislang oftmals zu teuer. Der konventionelle Strom ist weiterhin günstig, während eine Einspeisung von Solarstrom in das Netz lange Zeit praktisch nicht möglich war. Dabei sind die naturräumlichen Bedingungen für Solarenergie hervorragend: Das Land am Kap hat Sonnenschein im Überfluss. Die Sonneneinstrahlung in Johannesburg ist etwa doppelt so hoch wie in einer typischen Stadt in Norddeutschland. Wenn Südafrika wirtschaftlich wachsen will, müssen wir mehr Strom erzeugen und dürfen nicht alleine darauf setzen, alte Kohlekraftwerke zu reparieren.

Südafrika leidet jedoch aktuell unter einer Energiekrise.

Die schon seit Jahren im Land schwelende Stromkrise ist mittlerweile eskaliert: Beinahe täglich kommt es zu sogenannten Lastabwürfen. Seit Anfang 2023 sind gesteuerte Abschaltungen von vier bis zu zwölf Stunden an der Tagesordnung. Im Februar hat der südafrikanische Präsident den Energienotstand ausgerufen.

Mit welchen Folgen für den Solarmarkt?

Neuerdings werden Haushalte für die Anschaffung und Installation von Solaranlagen mit bis zu 15.000 südafrikanischen Rand (circa ‎760 Euro) bezuschusst. Die Stromkrise, steigende Strompreise und die Begünstigungen der Regierung schieben den Solarmarkt kräftig an.

Solarstrom in Südafrika langfristig günstiger als in Europa

Wie kann die Solarenergie zur Lösung der Energiekrise beitragen?

Je unabhängiger Unternehmen und Haushalte vom nationalen Stromnetz sind, desto mehr Kapazitäten werden beim staatlichen Stromanbieter Eskom frei. Die Energieknappheit im Land würde sich verringern. Langfristig betrachtet ist Solarenergie aus netzgekoppelten Anlagen zudem günstiger. Der Strompreis hierzulande wäre möglicherweise fünf bis acht Mal niedriger als in Europa. Deswegen könnte sich Südafrika auch zu einem wichtigen Markt für Elektrofahrzeuge entwickeln.

Die Arbeitslosigkeit liegt derzeit bei knapp 33 Prozent, unter jungen Menschen sogar bei 63 Prozent. Welche Rolle kann Solarenergie für die Schaffung von Arbeitsplätzen spielen?

Das Potenzial ist enorm. Die Installation von Paneelen wie auch die Wartung und der Betrieb ganzer Solaranlagen erfordert eine breite Palette an Fähigkeiten und Fachwissen. Es ist ein diverses Betätigungsfeld mit Möglichkeiten für gering- bis hochqualifizierte Arbeitskräfte. Wir können diese Art von Qualifikation auch hier vor Ort vermitteln, wenn wir mehr in Ausbildung investieren.

Sie installieren ja nicht nur Solaranlagen auf Dächern, sondern verkaufen den Strom auch als Dienstleister?

Richtig: Der Schwerpunkt dieser Dienstleistung liegt im gewerblichen Bereich. Bei einem Stromabnahmevertrag, dem sogenannten Power Purchase Agreement, bauen wir mit hohem Investitionsaufwand Solaranlagen auf dem Gelände des Kunden auf. Wir sind Eigentümer der Anlage und verkaufen den Strom an den Kunden. Unser Ziel ist es, immer einen Preis zu erzielen, der unter dem der Gemeinde oder des staatlichen Energieunternehmens Eskom liegt. Wir haben in diesem Zusammenhang Anlagen von bis zu 2,5 Megawatt (an der Nelson Mandela University) aufgebaut.

Solaranlagen auch für Flughafen

An welchen Projekten arbeiten Sie noch?

Gerade arbeiten wir für einen Privatflughafen. Um die Flugsicherheit zu gewährleisten, müssen wir analysieren, wann und wie die Solarpaneele die Sonne reflektieren. Bei einem anderen Projekt vernetzen wir in einem Wohnkomplex die privaten Solaranlagen zu einem virtuellen Kraftwerk.

Wo sehen Sie Hindernisse für den Ausbau von Solaranlagen in Südafrika?

Die Zinssätze sind in Südafrika hoch - das ist ein wichtiger Faktor bei der Finanzierung von Solarsystemen. Für viele Interessenten ist ein Solardach oder eine große Anlage deswegen noch zu teuer. Außerdem sollte die Einspeisung von Solarenergie in das nationale Stromnetz erleichtert werden. Die billigste Form von Solarstrom wäre natürlich ein netzgekoppeltes System ohne Batterien. Für die Städte und Gemeinden in Südafrika ist der Strom aus dem nationalen Netz aber eine wichtige Einnahmequelle: Sie verkaufen diesen nämlich an die Haushalte weiter. Deswegen haben Städte oftmals kein Interesse an der Einspeisung von Solarstrom ins Netz.

Dennoch laufen Ihre Geschäfte gut. Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?

In der Tat: Im letzten Jahr sind wir in neue Räumlichkeiten umgezogen und haben drei Regionalbüros eröffnet. Weitere werden folgen. Wir versuchen, eine nationale Präsenz aufzubauen, die das ganze Land abdeckt.

Das Interview führte Alexandra Smit-Stachowski von Germany Trade & Invest im März 2023.

Erfahrungsberichte von Unternehmen aus dem Energiesektor in Afrika

Für Afrika-Kenner: Investieren in Südsudan

Südsudan bietet kein einfaches Geschäftsumfeld. Dennoch sieht Charlie Tryon von der Investmentfirma Maris viel Potenzial in der Forstwirtschaft und für Kaffeeanbau.

Im Aufbruch: Senegal bleibt zuverlässiger Wirtschaftspartner

Senegal wählte im März einen neuen Präsidenten. Der deutsche Bundestagsabgeordnete Dr. Diaby spricht über den Wandel und die deutsch-senegalesischen Wirtschaftsbeziehungen.

Ausbaufähig: Rolle der deutschen Wirtschaft im südlichen Afrika

Matthias Boddenberg leitete 23 Jahre die AHK Südliches Afrika. Er betont den Erfolg der dualen Berufsausbildung, sieht aber auch Defizite im Selbstmarketing deutscher Firmen.

Allianz: Deutsche Solartechnik für kenianische Blumenfarmen

Das Projektentwicklungsprogramm (PEP) der Exportinitiative Energie bringt deutsche Solaranbieter mit afrikanischen Unternehmen zusammen - so auch bei einer Blumenfarm in Kenia.

Verkehr auf grün: Deutsche Software für Elektrobusse in Afrika

Intelligentes Lademanagement für die erste Elektrobusflotte Afrikas - das Softwareunternehmen CarMedialab berichtet von seinen Erfahrungen beim Markteintritt.

Saubere Sache: Waschmaschinen allein reichen in Nigeria nicht

Hochwertige Waschmaschinen sind weltweit gefragt, doch in Nigeria ist schmutziges Wasser ein Problem. Mustapha Olorunnimbe, Mieles Vertriebspartner in Lagos, überzeugt trotzdem.

Grüne Energie: Marokko als Wasserstoff-Pionier und Afrika-Sprungbrett

Marokkos Wachstum in Wind- und Solarenergie sowie grünem Wasserstoff eröffnet vielfältige Geschäftschancen. Auch in Westafrika sind marokkanische Unternehmen starke Partner.

Recycling: Deutsche Technologie für Südafrikas Kreislaufwirtschaft

Südafrika setzt auf Kreislaufwirtschaft, um knappe Ressourcen zu sparen. Branchenexperte Rishel Dharmapall identifiziert Geschäftschancen für die deutsche Abfallwirtschaft.

Richtige Sprache: Ingenieurberatung für Bauprojekte in Westafrika

Wie sich eine deutschsprachige Ingenieurberatung in westafrikanischen Märkten behaupten kann, erläutert Fred Wendt von ILF Consulting Engineers im Interview.

Umschalten: Klimafreundlicher Ausbau der Stromnetze in Afrika

Dilo bietet effizientes Gas-Handling für Schalterhersteller und Energieversorger. Die Geräte des deutschen Unternehmens kommen auch beim Ausbau der Stromnetze in Afrika gut an.

Solarindustrie: Mehr Fachkräfte für einen wachsenden Markt

Die GREEN Solar Academy qualifiziert seit 10 Jahren Fachpersonal für die Solarwirtschaft, um neue Märkte in Afrika zu erschließen.