Installation einer Solarwasserpumpe
Die Landwirtschaft spielt eine zentrale Rolle in der Entwicklung Afrikas. Die Mehrheit der afrikanischen Bevölkerung ist in diesem Sektor tätig, allein in Subsahara-Afrika macht er rund ein Fünftel des Bruttoinlandsprodukts (BIP) aus.
Solarpumpen können hier einen bedeutenden Beitrag leisten, denn ein wichtiger Ansatz ist die Nutzung energieeffizienter Technologien für Bewässerung und Trinkwasserversorgung. Stephan Grinzinger vom Anlagenbauer LORENTZ bei Hamburg erklärt die Besonderheiten des afrikanischen Markts beim Aufbau von Solarpumpensystemen.
Lokale Partner kennen die Bedürfnisse
Herr Grinzinger, warum ist Ihr Unternehmen in Afrika breit aufgestellt?
Bei uns liegt der Fokus auf Entwicklung, Produktion und Vermarktung von Technologien für eine nachhaltige Wasserversorgung. Besonders in Afrika gibt es eine große Nachfrage nach solarbetriebenen Wasserpumpen – sowohl im Einsatz für die Bewässerung in der Landwirtschaft als auch für die Trinkwasserversorgung.
Wie schaffen Sie Präsenz in den afrikanischen Märkten?
Wir haben lokale Partner, die von uns akkreditiert sind. Sie übernehmen den Vertrieb, die Installation und die Wartung unserer Produkte. Auch stehen sie im regelmäßigen Austausch mit den Kollegen in Deutschland sowie in den Niederlassungen vor Ort. So schaffen wir Nähe zum Kunden und können bei Bedarf sofort handeln, um die Betriebssicherheit der Anlagen zu gewährleisten. Dies funktioniert, da wir mit Support und Ersatzteilen direkt unterstützen können.
Lokale Partner spielen also eine wichtige Rolle in Ihrem Geschäftsmodell?
Definitiv. Sie sind unsere Schnittstelle zum Markt und präsentieren unsere Produkte an Ort und Stelle. Nur durch langjährige gute Zusammenarbeit können wir die Anforderungen der Märkte verstehen, unsere Produkte anpassen und stetig weiterentwickeln. Unsere Partner kennen das lokale Business, sprechen die Sprache und verstehen die spezifischen Bedürfnisse der Endkunden am besten.
Solarpumpen rechnen sich bereits kurzfristig
Kapital ist knapp, und die Bauern sind häufig arm in Afrika. Können sie sich Ihre Anlagen leisten?
Hier ist eine differenzierte Betrachtung nötig. Denn größere kommerzieller Landwirte haben andere Bedürfnisse als Kleinbauern. Eine Kooperation mit lokalen Banken sowie mit Impact-Investoren und Regierungen kann helfen, das passende Finanzierungsmodell auszuwählen.
Solarbetriebene Wasserpumpen sind äußerst kosteneffizient, sowohl in der Anschaffung als auch im Betrieb. Dies gilt insbesondere im Vergleich zu Generatoren, die mit fossilem Brennstoff betrieben werden oder solchen, die ans Stromnetz angeschlossen sind. Die Investitionskosten haben sich für den Bauern bereits nach kurzer Zeit amortisiert. Durch Senkung der Betriebskosten und einer Erhöhung des Ernteertrags bekommt er die Möglichkeit, umfassender in eine nachhaltige Zukunft zu investieren. So können auch Kleinbauern einen wichtigen Beitrag zur Lebensmittelversorgung in ihren Ländern leisten. Denn die Großbetriebe produzieren meist für den Export.
In welchem Land oder in welcher Region in Afrika sehen Sie für Ihre Sparte das größte Ausbaupotenzial?
In jedem der 54 Länder in Afrika bieten sich vielversprechende Geschäftsmöglichkeiten für uns. Überall dort, wo Wasser benötigt wird, und wo es keinen Zugang zu kostengünstigen, emissionsfreien Energiequellen gibt, können solarbetriebene Wasserpumpen eine Lösung bieten. Nicht nur, um die Emissionen zu verringern, sondern auch um eine dezentrale nachhaltige Versorgung im Land sicherzustellen.
Herausforderungen: lange Entscheidungsprozesse und schwieriger Zugang zu Devisen
Wo sehen Sie Risiken in Afrika?
Entscheidungsprozesse nehmen oft viel Zeit in Anspruch, daher brauchen Unternehmen einen langen Atem. Neben den allgemeinen Finanzierungsrisiken in der Region gibt es aktuell eine weitere Herausforderung: Die Zentralbanken der Länder haben Probleme, ausreichend und zeitnah Fremdwährung für den internationalen Handel in US-Dollar und Euro bereitzustellen. Dieser eingeschränkte Zugang zum Währungstausch verzögert Projekte und erhöht das Forderungsrisiko für uns als Lieferanten unverhältnismäßig.
Welche Faktoren beeinflussen Ihr Geschäftsumfeld am meisten?
Letztlich, wie überall auf der Welt, sind Rechtssicherheit und politische Stabilität die Grundvoraussetzungen für unternehmerische Investitionen. Da gibt es viele positive Entwicklungen in Afrika, aber leider auch immer wieder unerwartete Überraschungen. Etwas weniger Abhängigkeit, etwa davon, wie es nach der nächsten Wahl weitergeht, würde hier sicherlich helfen.
Außerdem beobachten wir die Einführung von minderwertigen und kopierten Produkten äußerst kritisch, da diese den Ruf von Solarwasserpumpen generell beeinträchtigen könnten. Insbesondere in der Grundversorgung sollten die Qualität und die Gesamtkosten der Investition, d.h. Anschaffung plus Betriebskosten, als entscheidende Kriterien betrachtet werden. In diesem Punkt müssen wir uns noch stärker positionieren und Aufklärungsarbeit bei den Entscheidern vor Ort leisten.
Märkte genau anschauen und Unternehmergeist nutzen
Was können deutsche Unternehmen besser machen in Afrika?
Hier spielt das Know-how aus dem Markt eine wichtige Rolle. Deutsche Unternehmen sollten sich den Anwendungsbereich genau ansehen und Produkte entwerfen oder adaptieren, die den konkreten Marktanforderungen entsprechen. Entscheidend ist die Investition in den lokalen Service sowie in die Ausbildung und Qualifizierung von Menschen - Bildung ist der Schlüssel zum Erfolg.
Was begeistert Sie persönlich an Afrika?
Jedes Land in Afrika hat seine eigenen kulturellen Merkmale, die durch Geschichte, Geografie und unterschiedliche Bevölkerungsgruppen geprägt sind. Besonders schätze ich den Unternehmergeist und die Gastfreundschaft, gepaart mit der Fähigkeit, Lösungen umzusetzen, die das Leben von Menschen, Gemeinschaften und sogar ganzen Ländern verändern.
Das Interview führte Fausi Najjar von Germany Trade & Invest im März 2024.
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