Pitch eines Tech-Gründers in Kampala, Uganda

Pitch eines Tech-Gründers in Kampala, Uganda

Mit praxisnahen Entrepreneurship-Programmen an Universitäten schließt StartHub Africa Lücken in der Gründerausbildung in Uganda, Tansania und Kenia. Darüber hinaus berät StartHub Africa Unternehmen und den Entwicklungssektor und entwickelt Projekte im Technologie- und Produktionssektor. 

Im Videointerview von einer Dachterrasse in Kampala gibt Matthias Möbius, Mitbegründer von StartHub Africa, Einblicke in seine Arbeit. Er spricht über das Start-up-Ökosystem in Uganda, die Herausforderungen für Investoren und Marktpotenziale in Ostafrika. Dabei zeigt er, wie auch deutsche Unternehmen den Markteintritt schaffen können.

Der Beginn in Uganda: Ein Sprung ins kalte Wasser

Wie sind Sie in Uganda gestartet?

Matthias Möbius, Mitbegründer von StartHub Africa StartHub Africa Matthias Möbius, Mitbegründer von StartHub Africa

Unser Start war komplett unabhängig. Wir hatten weder finanzielle Unterstützung von Universitäten noch von externen Geldgebern oder Spendern. Alles war erst einmal aus eigener Tasche finanziert. Unser Ziel war es, zunächst herauszufinden, wie wir unsere Idee von praxisnahen Entrepreneurship-Programmen für Universitäten umsetzen können. Wir wollten Programme schaffen, die den Studierenden während ihres Studiums erste Gründungserfahrungen ermöglichen und langfristig Tausende von Studierenden praxisnah mit Entrepreneurship in Kontakt bringen.

Und wo stehen Sie heute?

Neben Studierenden arbeiten wir verstärkt mit Berufsschulen zusammen, oft in Kooperation mit Partnern und über Zuschüsse finanziert. In Ostafrika haben wir Partnerschaften mit über 20 Universitäten und arbeiten jeweils mit ausgewählten Fakultäten zusammen.

Parallel dazu haben wir ein Beratungsgeschäft aufgebaut, das Entwicklungspartner, den Non-Profit-Sektor, Banken und Unternehmen in strategischen Fragen unterstützt. Wir sind mit einem Team von 35 Leuten in drei Ländern in Ostafrika aktiv. Neben dem Projektgeschäft arbeiten wir mit Unternehmen an Innovations- und Markteintrittsthemen. Diese Beratung ist inzwischen unsere Hauptfinanzierungsquelle und ermöglicht die Fortführung unserer gemeinnützigen Entrepreneurship-Programme. 

Sie beraten im Manufacturing-Sektor unter anderem Unternehmen in der Nahrungsmittelverarbeitung. Was für Projekte führen Sie da durch?

Unser Team entwickelt seit 2024 lokale Produkte, oft in Kooperation mit Ernährungsfakultäten. Derzeit befinden sich mehrere Produkte in der Kommerzialisierungsphase.

Eines davon ist ein lokal produziertes Frühstücksmüsli. In Uganda gibt es bislang fast ausschließlich einfache Haferflocken und teure importierte Marken wie Kellogg's. Hier haben wir ein Produkt entwickelt, das sowohl preisgünstiger als auch lokal hergestellt ist. Außerdem kommt es ohne Zuckerzusatz aus und beinhaltet durch seinen hohen Amaranthanteil wichtige Nährstoffe – gerade für Kinder. Und es schmeckt gut!

Insgesamt haben wir noch um die zehn Produkte auf unserer Liste, bei denen wir lokale Marktchancen sehen und die wir nach und nach entwickeln und testen werden. Da wir selbst die Vertriebsstrukturen aufbauen, werden wir mittelfristig eigene Produkte und Produkte von Partnern in hunderte Supermärkte und andere Kanäle bringen können.

Und im Tech-Sektor sind Sie auch aktiv?

Ja, im Tech-Bereich unterstützen wir ugandische und tansanische Start-ups in der Frühphase, oft vor dem ersten Umsatz. Unser Team begleitet Unternehmen über zwei bis drei Jahre intensiv in Produktentwicklung, Finanzen und Operations. Wir bieten Beratung, kleine Investitionen und helfen bei der Suche nach weiteren Investoren.

Start-up-Ökosystem Uganda: Was Investoren wissen sollten

Wie würden Sie die aktuelle Start-up-Landschaft in Uganda beschreiben?

Viele Investoren, mit denen ich gesprochen habe, haben Schwierigkeiten, eine gute Pipeline an Unternehmen zu finden, in die sie investieren können. Auch die existierenden Hubs haben es noch nicht geschafft, regelmäßig starke Unternehmen hervorzubringen. Das Ökosystem entwickelt sich aber schnell und es gibt immer mehr Leute, die gründen.

Warum ist es so schwierig, erfolgreiche Start-ups in Uganda zu finden?

Der kleine Privatsektor bietet zu wenig Möglichkeiten, um die notwendige Erfahrung zu sammeln, die für das Gründen nötig ist. Zudem gibt es soziale und familiäre Hürden: Der soziale Druck, einen sicheren Job nicht aufzugeben, ist groß. Diese Hürde ist in Uganda höher als in Ländern, in denen das Gründen als normaler Karriereschritt gilt. Ein weiteres Problem ist, dass praktische Erfahrung im Studium oft fehlt und Absolventen selten an Projekten oder in Teams gearbeitet haben.

Welche Ansätze zeigen Erfolg?

Einige Organisationen konzentrieren sich auf Frühphasen-Investments und kombinieren diese mit technischer Unterstützung. Das bedeutet kleine Investments, begleitet von intensiver Beratung und Expertenhilfe – ähnlich wie wir es im Tech-Bereich machen. Die Organisationen arbeiten eng und langfristig mit Start-ups zusammen.

Markteintritt in Ostafrika: Chancen von Tech bis Konsumgüter

Welche Branchen sind in Ostafrika besonders interessant?

Branchen wie Tech, Energie und Gesundheitswesen bieten im B2B-Bereich besonders viel Potenzial. Da viele ostafrikanische Unternehmen offen für neue Technologien und innovative Lösungen sind, ergeben sich hier Möglichkeiten.

Besonders interessant ist auch der Consumer Goods-Sektor, speziell FMCG (Fast Moving Consumer Goods), da die wachsende Mittelschicht eine steigende Nachfrage nach Konsumgütern schafft. Die Baubranche wächst ebenfalls stark, angetrieben durch rasche Urbanisierung und Bevölkerungswachstum und den großen Bedarf an Wohnraum und Infrastruktur. Unternehmen, die Baumaterialien oder Bau-Dienstleistungen anbieten, finden hier viele Möglichkeiten. Schließlich ist auch der Finanz- und Fintech-Sektor sehr dynamisch, mit vielen lokalen Lösungen, aber auch Herausforderungen, die Raum für innovative Ansätze und Kooperationen lassen.

Wie sollten deutsche Unternehmen in den ostafrikanischen Markt einsteigen?

Für Unternehmen, die unsicher sind, würde ich empfehlen, klein zu starten. Ein Ansatz könnte sein, mit Pilotprojekten oder sogar CSR-Initiativen (Corporate Social Responsibility) zu beginnen. Ein CSR-Projekt im jeweiligen Bereich, etwa im Consumer Goods-Sektor, könnte eine gute Möglichkeit sein, um ohne großes finanzielles Risiko lokal mit Partnern zusammenzuarbeiten und den Markt zu verstehen. Das schafft eine Win-Win-Situation: Man lernt den Markt kennen und kann gleichzeitig intern Bedenken abbauen, ob ein Engagement in der Region sinnvoll ist. 

Gibt es Beispiele von deutschen Unternehmen, die diesen Ansatz gewählt haben?

Ja, ich habe etwa mit einem deutschen Unternehmen aus dem Baugewerbe gesprochen, das in Uganda und Kenia Non-Profit-Projekte mit alternativen Baumaterialien gestartet hat. Mittlerweile evaluiert es, ob es ein profitables Geschäftsmodell mit einem angepassten Produkt im lokalen Markt aufbauen kann.

Das Interview führte Omotunde Kasali von Germany Trade & Invest im Oktober 2024.

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