Junger Mann mit Brille arbeitet am Bildschirm

Südafrika bietet enormes Innovationspotential für die IKT-Branche.

Als weltweit agierendes Unternehmen ist der Technologiekonzern Siemens schon seit langer Zeit auf dem afrikanischen Kontinent präsent. In Südafrika hat Siemens 1860 die erste Telegrafenleitung zwischen Kapstadt und Simons Town verlegt. Weitere Meilensteine am Kap waren im Jahr 1892 der Bau eines Wasserkraftwerkes und 1927 die Einrichtung der Seilbahn auf den Tafelberg in Kapstadt.

Heute ist der Konzern an der Südspitze Afrikas in diversen Geschäftsfeldern aktiv, darunter Mobilitätslösungen, Gebäudetechnik und Industrieautomatisierung. Ein besonderes lokales Aufgabengebiet ist die Digitalisierung im Bergbau. Mit dem Ziel, die nächste Generation von Experten an die Praxis herauszuführen, kooperiert Siemens mit der Wits University und dem Tshimologong Digital Innovation Precinct beim Aufbau eines Digital Mining Incubator.

Herausforderungen und Chancen für IKT in Südafrika

Das in Südafrika vorhandene Innovationspotenzial wird auch sichtbar anhand der Gründung eines Ingenuity Studios, einer konzerneigenen Softwareschmiede. Michael Rode von Siemens Südafrika in Midrand erklärt, was es damit auf sich hat. Interview mit Dr. Marcus Knupp, Senior Manager bei GTAI im Bereich Afrika/Nahost:

Welche Idee steht hinter den Ingenuity Studios?

Kerngedanke ist es, die Fähigkeiten zur Softwareentwicklung sowie der Kreation von Inhalten und grafischem Design für die konzerneigene Kommunikation zurück ins eigene Haus zu holen, um Abhängigkeiten von externen Dienstleistern zu vermeiden. Zentral ist dabei die Nutzung von Synergieeffekten. Die Ingenuity Studios sollen keine funktionalen Silos bilden, sondern durch die Kombination von IT-Experten, Kommunikationsprofis und Designfachleuten herausragende Ergebnisse zu erzielen.

Warum Südafrika?

Südafrikaner neigen eher dazu, den Status quo zu hinterfragen und nach innovativen Lösungen zu suchen. Wir glauben, dass die kulturelle Vielfalt des Landes dazu beiträgt, neue Ideen und Ansätze hervorzubringen. Es gibt zudem viele junge Menschen, die neuen Technologien und Medien sehr aufgeschlossen gegenüberstehen. Weitere Vorteile sind die im Vergleich zu vielen europäischen Standorten geringeren Kosten und: Wir arbeiten in derselben Zeitzone wie die Konzernzentrale in Deutschland.

Was sind besondere Herausforderungen dieser Standortwahl?

Ein Schwachpunkt ist noch die digitale Infrastruktur. Die nötigen Bandweiten sind nicht überall gegeben. Es fehlen Datenzentren, etwa um lokale Cloud-Lösungen zu unterstützen.

Durch den direkten Einstieg in digitale Innovationen, sogenanntes Leapfrogging, können afrikanische Länder technologische Schritte überspringen. Hat das bei Ihrer Entscheidung für Südafrika eine Rolle gespielt?

Wir glauben fest an die südafrikanische Entwicklungsstory, dehnen unsere Investitionen aus, schaffen Arbeitsplätze und setzen auf eine langfristige Perspektive, auf das Wachstumspotenzial des ganzen Landes und auch der Nachbarländer in der Southern African Development Community (SADC) und darüber hinaus. Unsere Technologie steckt in einigen der bekanntesten Wahrzeichen Südafrikas. Auch engagieren wir uns weiterhin für die Zukunft des Kontinents, sowohl finanziell als auch emotional. Daher denken wir, es ist an der Zeit, die Denkweise zu ändern: Weg vom Versuch, Skeptiker zu überzeugen, hin zu mehr Unterstützung für diejenigen, die bereits erfolgreich vor Ort aktiv sind. Denn hier geht es um die Verbesserung der Lebensqualität durch Innovationen für Milliarden von Menschen.

Wie können deutsche kleine und mittlere Unternehmen an dieser Entwicklung teilhaben?

Sie könnten zum Beispiel als Softwareentwicklungspartner an gemeinsamen Projekten mitarbeiten, zusammen mit unseren südafrikanischen Teams.

Das Gespräch führte mit Michael Sauermost von Germany Trade & Invest im Juni 2019. 

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