Ruanda vermarktet sich als „Einstiegsmarkt" für ausländische Unternehmen in Afrika. In den vergangenen Jahren ist es der Regierung gelungen, das Land als interessanten Standort für Auslandsinvestitionen zu positionieren. Mit öffentlichkeitswirksamen Ansiedlungen, wie der geplanten Impfstofffabrik des deutschen Unternehmens BioNTech, macht das Land auf sich aufmerksam.

Der hügelige Binnenstaat ist stark landwirtschaftlich geprägt und von der Fläche her etwas kleiner als das Bundesland Brandenburg. Hauptexportgüter sind Tee und Kaffee. Seit Mitte der 1990er Jahre hat sich viel in Ruanda getan; großer Reformwille und kräftiges Wirtschaftswachstum haben neue Geschäftszweige entstehen lassen. Mit Konferenzzentren, Hotels und der Fluglinie Rwandair positioniert sich die Hauptstadt Kigali immer mehr als afrikanischer Konferenz-Hub. Ein moderner Dienstleistungssektor in den Bereichen Handel, Banken, Gesundheit, Telekommunikation und Logistik entwickelt sich. Auch bemüht sich das Land um IT-Start-ups.

Zu den Wachstumsmotoren zählt der Bausektor. Mit finanzieller Unterstützung ausländischer Geber findet ein Großteil der Bauprojekte im Infrastrukturbereich statt. So werden die Stromversorgung, das Transportnetz und die Wasserversorgung im ganzen Land ausgebaut.

Standortvorteil neben einem guten Geschäftsumfeld ist die politische Stabilität. Jedoch führt Präsident Paul Kagame das Land repressiv und kann theoretisch bis 2034 weiterregieren.

Das Länderprofil wurde zuletzt im August 2024 aktualisiert.

Ruanda ist eines von dreizehn afrikanischen Ländern der G20-Initiative Compact with Africa (CwA). Ziel ist es, die Bedingungen für private Investitionen in den Teilnehmerländern zu verbessern.

Carsten Ehlers, Korrespondent für Ostafrika, GTAI

In Ruanda ansässige Unternehmen bestätigen das vergleichsweise gute wirtschaftliche Umfeld, das von Dynamik, Transparenz und aktiver Unterstützung von Investoren seitens der staatlichen Stellen geprägt ist. Naturgegebene Nachteile wie die geringe Marktgröße und die abgelegene Binnenlage Ruandas werden damit ein Stück weit kompensiert.

Carsten Ehlers Korrespondent für Ostafrika bei Germany Trade & Invest

Daten und Fakten Ruanda

SWOT-Analyse

S

Strengths Stärken

  • Hohe Sicherheit im Vergleich zu anderen afrikanischen Metropolen
  • Investorenfreundliche Regierung bekämpft Korruption erfolgreich; für afrikanische Verhältnisse gutes Investitionsumfeld
  • Gutes Standing bei internationalen Gebern; hohe Kapitalzuschüsse aus dem Ausland
  • Drehkreuz für innerafrikanischen Luftverkehr (RwandAir)
W

Weaknesses Schwächen

  • Geringe Marktgröße mit etwa 14 Millionen Einwohnern
  • Geringe Kaufkraft der Bevölkerung 
  • Gestiegene Frachtkosten für importierte Waren
  • Hohe Bevölkerungsdichte; wenig Platz für größere Agrarprojekte
O

Opportunities Chancen

  • Stabiles und kaum korruptes Einstiegsland für Unternehmen ohne Afrika-Erfahrungen, vor allem im IT-Dienstleistungsbereich
  • Bausektor: Chancen für Zulieferung, Beratung und lokale Produktion von Baustoffen
  • Chancen für Zulieferung und Beratung in den Bereichen Energie, Wasser und Transport
  • Zulieferchancen in der Konsumgüterindustrie und Landwirtschaft
T

Threats Risiken

  • Latente soziale und ethnische Spannungen
  • Hohe Nachforderungen im Falle von Unklarheiten bei Steuerprüfungen
  • Aktuell Währungsrisiko: Wer Rechnungen in Ruanda Franc ausstellt, riskiert Währungsverluste
  • Risiko von Zahlungsverzögerungen bei öffentlichen Aufträgen und privaten Kunden mit Liquiditätsengpässen

Potenzialbranchen in Ruanda

Energiewirtschaft

Ruanda möchte das Netz des nationalen Energieversorgers Rwanda Energy Group ausbauen. Für deutsche Unternehmen entstehen hierbei Beteiligungschancen, etwa bei der Zulieferung technischer Komponenten oder Beratung. Speziell wenn westliche Geber die Finanzierung übernehmen, wird auf hohe Qualität bei der Beschaffung geachtet. Chancen bestehen auch bei netzungebundenen Anlagen vor allem für Hotels, Krankenhäuser und teilweise auch Industrie und Landwirtschaft. Bei der Stromversorgung Ruandas entlegener Dörfer bieten Mini-Grids ein großes Potenzial.

Wasser und Umwelt

Ruandas Regierung räumt der Wasserversorgung hohe Priorität ein. Das Rwanda Sustainable Water Supply and Sanitation Programme (RSWSSP) bündelt dabei die wichtigsten Vorhaben. Unter anderem steht der Bau eines zentralen Abwassernetzes in Kigali auf der Agenda. Beteiligungsmöglichkeiten für deutsche Unternehmen bestehen vor allem in der Zulieferung technischer Ausrüstungen wie Rohre, Pumpen und Filteranlagen. Dazu kommen Beratungsdienstleistungen wie das Anfertigen von Studien und Bauentwürfen oder die Bauaufsicht.

Bauwirtschaft

Bauvorhaben in den Bereichen Transport, Energie, Wasser und sozialer Wohnungsbau beleben den Sektor. Interessant für deutsche Unternehmen: Ingenieurdienstleister fertigen bei Infrastrukturprojekten mitunter Studien an und übernehmen die Bauaufsicht. Bei hochwertigen Gebäuden bieten sich Aufträge für Architekturbüros. Hinzu kommen Lieferchancen für Baumaschinen, Werkzeuge, Baustoffe und -chemikalien. Auch Armaturen, Beschläge, Fassaden, Fenster, Inneneinrichtungen und Elektronik sind gefragt.

Landwirtschaft

Die Nahrungsmittelproduktion in Ruanda muss angesichts einer jährlich um etwa 400.000 Menschen wachsenden Bevölkerung dringend gesteigert werden. Mildes Klima und fruchtbare Böden bieten gute Voraussetzungen. Allerdings sind größere und leicht zu bewirtschaftende Flächen Mangelware: Die überwiegend hügelige Landschaft ist extrem dicht besiedelt. Deutsche Unternehmen sind in der ruandischen Landwirtschaft bislang hauptsächlich als Zulieferer von Dünger, Agrochemie und Landmaschinen aktiv. 

Gesundheitswirtschaft

Ruanda positioniert sich als Produktionsstandort im Bereich Pharmazeutika und medizinisches Verbrauchsmaterial. BioNTech errichtet bereits eine Impffabrik in Kigali. Bislang müssen sämtliche medizinischen Ausrüstungen und Medikamente importiert werden. Für deutsche Unternehmen sind aufgrund des großen Projektumfangs vor allem staatliche Beschaffungen interessant. Aber auch der private Gesundheitssektor bestellt regelmäßig im Ausland. Dort wird besonders stark auf Langlebigkeit und gute Beratung geachtet. 

Mehr Brancheninfos

Germany Trade & Invest (GTAI) bietet weitergehende Informationen zu aussichtsreichen Branchen in Ruanda

Die Analysen beleuchten neben der Marktentwicklung auch politische Rahmenbedingungen, aktuelle und geplante Projekte sowie Geschäftschancen für deutsche Unternehmen.

Marktzugang

Rechtlicher Rahmen, Gründen, Investieren

Zoll- und Einfuhrbestimmungen

Arbeitsmarkt und Löhne

Das Kompetenzzentrum Berufsbildung (Skills Expert Projekt) der Delegation der Deutschen Wirtschaft für Ostafrika bietet deutschen und lokalen Unternehmen sowie Bildungsanbietern Informationen und Beratung rund um das Thema Berufsbildung.

Entwicklungsprojekte und Ausschreibungen

In Ruanda sind viele bilaterale und multilaterale Geber aktiv. Die Weltbank, die KfW Entwicklungsbank, die Afrikanische Entwicklungsbank und andere stellen Finanzierung für Vorhaben der öffentlichen Hand bereit. Die meisten Projekte gibt es in den Bereichen Wasser und Umwelt und im Bildungswesen. Aus geberfinanzierten Vorhaben resultieren Aufträge, die ab gewissen Schwellenwerten international ausgeschrieben werden. Dies sind in erster Linie Tender für den Einkauf von Consultingleistungen, aber auch für Liefer- und Bauleistungen.

Einen Überblick über Geschäftschancen bei öffentlichen Aufträgen gibt Germany Trade & Invest (GTAI) im Bericht Entwicklungszusammenarbeit mit Ruanda. Bei GTAI finden Sie zudem aktuelle 

Unterstützung beim Markteinstieg in Ruanda

Das Wirtschaftsnetzwerk Afrika und weitere Institutionen der Außenwirtschaftsförderung bieten verschiedene Maßnahmen in ausgewählten Branchen an, um deutschen Unternehmen die Erschließung des Zielmarktes Ruanda zu erleichtern.

Beratungsgutscheine Afrika

Das BMWK unterstützt den Markteinstieg deutscher KMU in Afrika. Unternehmen erhalten bis zu 85 Prozent der Kosten für maximal 15 Beratungstage.

BMWK-Markterschließungsprogramm Neues Fenster zu "BMWK-Markterschließungsprogramm".

Das Markterschließungsprogramm (MEP) erleichtert kleinen und mittleren Unternehmen den Einstieg in ausländische Märkte und bietet aktuell Maßnahmen für Ruanda an.

Investitionsgarantien des Bundes Neues Fenster zu "Investitionsgarantien des Bundes".

Die Investitionsgarantien sichern Direktinvestitionen deutscher Unternehmen in Ruanda gegen politische Risiken ab und unterstützten Projekte vor Ort.

Export­kredit­versicherungen für Privatwirtschaft Neues Fenster zu "Export­kredit­versicherungen für Privatwirtschaft".

Die Hermesdeckungen schützen Exporteure und Banken bei Geschäften mit ruandischen Handelspartnern vor wirtschaftlich und politisch bedingten Zahlungsausfällen.

Invest for Jobs Neues Fenster zu "Invest for Jobs".

Die Sonderinitiative "Gute Beschäftigung für sozial gerechten Wandel" unterstützt Unternehmen bei ihrem Engagement in Afrika. Ziel ist, bis zu 100.000 Arbeitsplätze zu schaffen.

Kompetenzzentrum Energie, Umwelt und nachhaltiges Wirtschaften Neues Fenster zu "Kompetenzzentrum Energie, Umwelt und nachhaltiges Wirtschaften ".

Das Kompetenzzentrum Energie, Umwelt und nachhaltiges Wirtschaften der AHK Ostafrika berät Unternehmen vor Ort und bietet Marktinformationen.

Kompetenzzentrum berufliche Bildung Neues Fenster zu " Kompetenzzentrum berufliche Bildung".

Mit dem Skills Experts Programm unterstützt das Kompetenzzentrum der AHK Ostafrika Unternehmen und Bildungsanbieter.

Kontakte und weiterführende Links

Beratung für Ihr Ruanda-Geschäft

Ansprechpartner vor Ort

Weiterführende Informationen

Erfahrungsberichte von Unternehmen in Ruanda

Ostafrika: Mit Start-ups und sozialen Projekten Fuß fassen

StartHub Africa bietet in Uganda, Tansania und Kenia Entrepreneurship-Programme für Studierende an. Außerdem berät StartHub Africa Unternehmen und entwickelt neue Produkte.

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Schnittstelle: Marketing für deutsche Produkte in Ostafrika

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Recruiting: nexum AG setzt auf IT-Talente aus Ghana und Ruanda

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Mehr Fachkräfte für Afrika: Internationale Geber finanzieren berufliche Bildung

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Blockchain-Technologie: Digitaler Schutz vor Fälschungen in Afrika

Das Chemnitzer Start-up authentic.network hat mit Blockchain-Technologie ein digitales Siegel entwickelt. Es soll Medikamente und weitere Produkte fälschungssicher machen.

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Eva Rösler leitet in Nairobi das Kompetenzzentrum für Exportfinanzierung. Sie beschreibt ihre Aufgabe als Brücke zwischen deutschen Exporteuren und afrikanischen Kunden.

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