Investitionen für nachhaltiges Wirtschaftswachstum in reformorientierten afrikanischen Staaten: So lautet das Ziel der Initiative G20-Compact with Africa (CwA), die unter der deutschen Ratspräsidentschaft 2017 ins Leben gerufen wurde. Sechs Jahre nach dem Start ist der CwA ein wichtiger Baustein in den deutsch-afrikanischen Wirtschaftsbeziehungen.
Afrikanische Märkte bieten große Geschäftschancen für deutsche Unternehmen. Der Kontinent hat mit Aufnahme der Afrikanischen Union (AU) in die G20 auf globaler Bühne an Gewicht gewonnen. In Zeiten, in denen die deutsche Wirtschaft ihre Wertschöpfungsketten und Beschaffungsmärkte weiter diversifiziert, werden afrikanische Länder zu noch wichtigeren Partnern.
Um beide Seiten besser miteinander zu verknüpfen und die Bedingungen für Geschäfte langfristig zu verbessern, ist die Compact with Africa-Initiative wichtiger denn je. Steigende Bevölkerungszahlen und dynamisches Wirtschaftswachstum in zahlreichen afrikanischen Ländern erhöhen das Investitionspotenzial. Regionale Wirtschaftsgemeinschaften und Fortschritte innerhalb der afrikanischen Freihandelszone machen den Zusammenschluss kleinerer Märkte zu größeren möglich.
Quelle: UNCTAD, World Investment Report 2023
Ziel: Verbesserung des Geschäfts- und Investitionsumfelds
Der Compact with Africa (CwA) verfolgt das Ziel, die Rahmenbedingungen für private Investitionen in reformorientierten afrikanischen Ländern zu verbessern. Mehr Investitionen sollen in die Infrastruktur fließen sowie Wirtschaftsentwicklung und Beschäftigung fördern. Die Initiative ist unter der deutschen Präsidentschaft 2017 entstanden als ein zentrales Element der G20-Afrika-Partnerschaft.
Compacts sind Investitionspartnerschaften von einzelnen afrikanischen Ländern mit internationalen Organisationen (wie Weltbankgruppe, Afrikanische Entwicklungsbank oder Internationaler Währungsfonds) und bilateralen Partnern (wie zum Beispiel Deutschland). Alle Beteiligten setzen gemeinsam länderspezifische Maßnahmen um, die private Investitionen vor Ort mobilisieren.
Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, das Engagement im Rahmen des G20 Compact with Africa auszubauen. Ihre Initiative kann staatliche Förderung gezielt stärken, Investitionsbereitschaft bei den deutschen Unternehmen erhöhen und die Zusammenarbeit mit afrikanischen Partnern intensivieren. Es gilt, verbesserte Rahmenbedingungen schnell zu nutzen, attraktive Angebote zu machen und neue Partnerschaften einzugehen.
Mitgliedstaaten des Compact with Africa
Zu den CwA-Staaten zählen Ägypten, Äthiopien, Benin, Burkina Faso, Côte d’Ivoire, Ghana, Guinea, Marokko, Ruanda, Senegal, Togo und Tunesien. Im November 2023 hat die G20 Africa Advisory Group die Demokratische Republik Kongo als dreizehntes Mitglied bekanntgegeben.
Das Wirtschaftswachstum in den CwA-Staaten ist im afrikanischen Vergleich überdurchschnittlich hoch. Für das Jahr 2023 rechnen die CwA-Mitglieder mit einem Wachstum des Bruttoinlandprodukts (BIP) von durchschnittlich 4,6 Prozent. Auf dem gesamten afrikanischen Kontinent wächst das BIP im selben Zeitraum um 3,2 Prozent.
Schwergewichte und Nischenmärkte im Außenhandel
Der deutsche Außenhandel mit den CwA-Partnerländern betrug 2022 über 18 Milliarden Euro. Besonders starke Handelspartner sind die nordafrikanischen Staaten Ägypten, Marokko und Tunesien sowie Côte d‘Ivoire im Westen Afrikas. Doch auch mit kleineren Märkten wie Togo oder Benin konnte das deutsche Handelsvolumen gesteigert werden.
Die vorläufigen Zahlen für das Jahr 2023 deuten auf eine weiter positive Tendenz hin. Während der deutsche Afrika-Handel im ersten Halbjahr 2023 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 9,2 Prozent gestiegen ist, haben Ein- und Ausfuhren bezogen auf die CwA-Staaten um 18,6 Prozent zugenommen.
Vierte CwA-Konferenz 2023 in Berlin
Am 20. November 2023 fand die vierte CwA-Konferenz in Berlin statt, auf Einladung von Bundeskanzler Scholz und unter Federführung des Bundeskanzleramtes. Beim G20 Investment Summit kommen hochrangige afrikanische und deutsche Vertreter aus Wirtschaft und Politik zusammen.
In diesem Jahr nahmen rund 1000 Delegierte aus elf CwA-Ländern teil: Ägypten, Äthiopien, Benin, Côte d'Ivoire, Demokratische Republik Kongo, Ghana, Marokko, Ruanda, Senegal, Togo, Tunesien. Darüber hinaus empfingen die Veranstalter Gäste aus anderen G20-Staaten sowie weiteren afrikanischen Ländern, darunter Südafrika, Nigeria, Angola, Mauritius, Kenia, die Komoren und Sambia. Organisiert wurde der Gipfel von der Subsahara-Afrika-Initiative der Deutschen Wirtschaft (SAFRI). Sie wird partnerschaftlich getragen vom Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft (AV), dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), dem Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) und der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK).
Eindrücke von der 4. CwA-Konferenz am 20.11.2023 in Berlin
Das Hauptziel des CwA-Gipfels bestand darin, nachhaltige Investitionsmöglichkeiten und Partnerschaften zwischen deutschen Unternehmen und den afrikanischen CwA-Ländern zu fördern. Der Fokus lag dabei insbesondere auf den Bereichen Energie, Handel, Infrastruktur, lokale Wertschöpfung und neue Technologien.
Erneuerbare Energien und die Produktion von grünem Wasserstoff sind wichtige Elemente auf dem Weg hin zu mehr Klimaneutralität. Auch hier sind afrikanische Partner für die deutsche Wirtschaft unverzichtbar. Umgekehrt unterstützen deutsche Investitionen den Ansatz für mehr Wertschöpfung und Beschäftigung vor Ort. Die Bundesregierung sagte auf der CwA-Konferenz für den Ausbau der Produktion grüner Energie in Afrika bis zum Jahr 2030 Fördermittel in Höhe von vier Milliarden Euro zu.
Förderung privater Investitionen in Afrika
Die Bundesregierung unterstützt Afrika-Engagements deutscher Unternehmen mit verschiedenen Förderangeboten. Im Vordergrund stehen dabei Instrumente zur Finanzierung und Absicherung von Exporten und Investitionen.
Als neues Instrument wurde 2019 im Rahmen des CwA der Entwicklungsinvestitionsfonds (EIF) gegründet. Mit der gezielten Förderung privatwirtschaftlicher Investitionen sollen nachhaltige Strukturen in den Compact-Ländern aufgebaut und Arbeitsplätze geschaffen werden. Der EIF beinhaltet die entwicklungspolitischen Programme AfricaConnect und AfricaGrow sowie das Wirtschaftsnetzwerk Afrika des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK).
Auch bei den etablierten Instrumenten der Außenwirtschaftsförderung und Entwicklungszusammenarbeit wurde nachgebessert. So hat die Bundesregierung für klimafreundliche Investitionen die Deckungsmöglichkeiten bei Exportkreditgarantien erweitert. Für 13 afrikanische Länder wurden die Konditionen für Investitionsgarantien verbessert. Mit fünf Compact-Partnern wurden neue Doppelbesteuerungsabkommen abgeschlossen.
Ergänzt wird das Förderspektrum für die CwA-Länder durch die Sonderinitiative „Gute Beschäftigung für sozial gerechten Wandel“ des Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).
Best Practice: Erfolgreiche Partnerschaften mit Côte d‘Ivoire und Ruanda
Zwei Beispiele für gelungene CwA-Partnerschaften sind Côte d‘Ivoire und Ruanda: Die Länder haben mit Reformen das Geschäftsumfeld verbessert und ihre Beziehungen mit deutschen Unternehmen ausgebaut.
Pharmaproduktion und E-Mobility in Ruanda
So positioniert sich Ruanda als Produktionsstandort im Pharmabereich. Das deutsche Unternehmen BioNTech errichtet in Kigali eine Fabrik für Impfstoffe, die bis Mitte 2024 ihre Produktion aufnehmen will. Auch für Konzepte zur Elektromobilität ist Ruanda ein interessanter Versuchsstandort. Das Start-up Ampersand baut seit 2019 in Kigali E-Motorradtaxis (E-Motos), der Volkswagenkonzern führt gemeinsam mit Siemens ein Pilotprojekt zur E-Mobilität durch. Mit dem Ireme Invest hat Ruanda einen Green Fund für die Finanzierung grüner und nachhaltiger Investitionen gegründet, an dem unter anderem die Europäische Investitionsbank (EIB) beteiligt ist.
Lebensmittelverarbeitung in Côte d'Ivoire
Côte d‘Ivoire ist ein starkes CwA-Partnerland im Lebensmittelsektor. Hier sind zahlreiche Gründer aktiv und etablierte Produzenten investieren in den Ausbau lokaler Wertschöpfungs- und Lieferketten. Der Snack-Spezialist Seeberger hat mit einem indischen Partner eine Cashew-Verarbeitung in Côte d'Ivoire aufgebaut. Lokale Genossenschaften liefern die hochwertigen Nüsse zu. Auch in Bereichen wie der Milchwirtschaft setzen Unternehmen vermehrt auf lokale Produktion, Kühlketten und Weiterverarbeitung.
Erfolgsgeschichten deutscher Unternehmen in den CwA-Ländern
November 2023 | Autoren: Felix Guntermann und Sabine Huth