Cybersecurity ist unverzichtbar für die digitale Transformation in Afrika (Symbolbild)

Die Tectag Software Solutions mit Sitz in Casablanca bietet Dienstleistungen im Bereich digitale Transformation und Cybersecurity an. Ihre cloudbasierte ERP-Software "Tectag Mastermind" ermöglicht die autonome Ausführung von Dienstleistungen beim Kunden und enthält Tools für Pentests und digitale Forensik. Ziel von Tectag ist es, die Digitalisierung Afrikas von Marokko aus voranzutreiben.

Herr Avdic, wie sind Sie auf die Idee gekommen, ein Unternehmen für Cybersecurity in Marokko zu gründen?

Porträtfoto: Alen Avdic, Tectag Robert Hörnig Porträtfoto: Alen Avdic, Tectag

Wir befinden uns in einem Zeitalter der digitalen Transformation. Der IT-Sektor wächst rasant und diese Entwicklung ist auch in Marokko zu beobachten. Das Königreich gehört zu einem der fünf wichtigsten Wachstumsmärkte für Digitalisierung in der MENA-Region. Es fördert mit "Horizon 2025" die Digitalisierung sowohl im öffentlichen, als auch im privaten Sektor.

Leider führt die zunehmende Digitalisierung auch zu mehr Cyberkriminalität. Dies macht Cybersecurity zu einem unverzichtbaren Bestandteil der digitalen Transformation und unseres Alltags.

Wer genau sind Ihre typischen Kunden in Marokko?

In meinen Augen ist es kaum möglich, Kunden in “Typische” und “Untypische” zu trennen, da wir bei jedem Projekt individuelle Konzepte entwickeln. Wir richten uns nach den Bedürfnissen und Wünschen des Auftraggebers, und unsere Zusammenarbeit mit Kunden ist stark bedarfsorientiert. So individuell wie unsere Lösungen, sind auch unsere Kunden: Wir sind also weder auf eine Branche noch auf bestimmte andere Merkmale festgelegt. Eine Eigenschaft ist jedoch in der Unternehmensphilosophie aller unserer Auftraggeber verankert: Zukunftsorientiertes Denken.

Bekommen Sie in Marokko eher Aufträge von öffentlichen oder privaten Organisationen?

Im Bereich der Digitalisierung finden wir unsere Kunden sowohl im öffentlichen als auch privaten Sektor. Diese haben vor allem Beratungsbedarf in Sachen digitale Prozesse und Cybersecurity.  Gerade kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sind heutzutage auf die Digitalisierung ihrer Workflows angewiesen, wenn sie mit den großen Firmen im Markt mithalten wollen. Cyber-Attacken sind häufig bei staatlichen Institutionen wahrnehmbar.

Unsere Kunden und Partner in Marokko sind daher eher im öffentlichen Sektor tätig. Doch auch die Privatwirtschaft ist immer stärker von Angriffen betroffen. Hier werden Angriffe aber seltener an die Öffentlichkeit kommuniziert oder gar nicht erst bemerkt. Hier sehen wir uns auch in einer Schlüsselrolle: Die Wahrnehmung für Cyber-Risiken in Marokko zu erhöhen.

Ohne digitalen Schutz drohen Firmen Verluste

Welche Cybersecurity Gefahren kommen denn auf eine Organisation zu?

Es gibt diverse Arten von Gefahren, die bekanntesten sind Ransomware-, Phishing- und Malware-Attacken. Im Endeffekt führt jeder dieser Attacken zu finanziellen Verlusten. Doch vor allem sehen wir in letzter Zeit den Anstieg von Ransomware-Angriffen, die den Computer sperren oder darauf befindliche Daten verschlüsseln. Die Opfer werden oftmals mehrere Monate ausgespäht, bevor die Täter zuschlagen. Hier gehen die finanziellen Verluste oft in mehrstellige Millionenhöhe und können auch zu permanentem Know-How-Verlust führen.

Erstaunlich ist, dass trotz dieser hohen Risiken Cybersecurity für viele Institutionen noch ein vernachlässigtes  Geschäftsfeld ist. Dabei sind lediglich 13,8 Prozent aller Organisationen weltweit bisher von einer Cyberattacke verschont geblieben. Die Gefahr angegriffen zu, werden ist so groß wie noch nie.

Planen Sie, Marokko als Sprungbrett für andere afrikanische Märkte zu nutzen?

Definitiv. Mit unserem Büro in Casablanca legen wir den Grundstein für die weitere Expansion in afrikanische Märkte. Die Steuerung wollen wir von der Niederlassung in Marokko aus übernehmen. Wir müssen zunächst massiv in die Entwicklung und das Training unseres Personals sowie in unsere technische Infrastruktur in Casablanca investieren, bevor wir diesen Schritt gehen. Es liegt ein langer Weg vor uns, doch wir sind bereit, diese Herausforderung mit unserem motivierten Team anzugehen.

Weiterführende Informationen

Das Interview führte Michael Sauermost von Germany Trade & Invest im April 2022. 

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