Die Futtermittelproduktion ist in Äthiopien noch nicht ausgereift und viele Tierhalter produzieren ihr Futter noch selbst.
Mit einer Produktion von derzeit 400 Tonnen pro Tag und rund 100 Beschäftigten sieht sich Alema Koudijs als Äthiopiens größter Hersteller von Tierfutter. Etwa zwei Drittel davon werden an Hühner verfüttert, etwa 10 Prozent an Fische in Äthiopiens Stauseen, der Rest an Kühe oder Rinder und einige wenige Schweine. Mehrheitseigentümer des Joint Venture ist mit 51 Prozent der niederländische Futtermittelkonzern De Heus, der Rest gehört Alema Farms PLC des einheimischen Unternehmers Alemayehu Amdemariam.
Neben der Futtermittelfabrik in Bishoftu unweit von Addis Abeba betreibt Alemayehu sein Hauptunternehmen: Alema Farms. Der Betrieb produziert, mit über 500 Mitarbeitern, Eier sowie Eintagsküken, Jung- und Legehennen und Masthähnchen. Auch ein kleiner Schlachthof gehört zum Betrieb, außerdem ein Supermarkt gleichen Namens direkt neben der Farm mit zwei Filialen in Addis Abeba. Künftig will die Firma auch Tomaten, Zuckermais und verschiedenes Gemüse zu Lebensmitteln verarbeiten.
Maschinen kommen aktuell aus Südafrika
Alemayehu Amdemariam, wie läuft das Geschäft mit den Futtermitteln?
Sehr gut. Die Nachfrage hier in Äthiopien steigt fortlaufend. Wir haben auch schon etwas Hühnerfutter nach Dschibuti verkauft und wollen künftig mehr Futtermittel exportieren, vor allem in den Nahen Osten. Außerdem wollen wir Kraftfutter in Pellets herstellen, für Milchkühe oder zum Mästen von Bullen, Ziegen oder Schafen. Das ist Futter aus Luzernen, Melasse, Weizen und nach Möglichkeit noch weiteren hier in Äthiopien erhältlichen Rohstoffen, versetzt mit Vitaminen und Mineralstoffen. Dafür will ich eine neue Firma aufbauen, weil wir so etwas bisher nicht produzieren.
Sehen Sie steigende Investitionen in Äthiopiens Futtermittelproduktion?
Das lässt sich schwer abschätzen. Bisher ist die Branche zersplittert und die Produktion unprofessionell. Meistens sind es die Tierhalter selbst, die ihr Futter erzeugen – 2, 3 oder 5 Tonnen am Tag. Der nächstgrößte Hersteller in Äthiopien, Ethio Chicks, produziert täglich vielleicht 200 Tonnen, Akaki als der dritte um die 100 Tonnen.
Woher bekommen Sie Ihre Rohstoffe?
Praktisch ausschließlich aus Äthiopien, hier wächst ja fast alles. Und außerdem gibt es noch Ölkuchen aus der Speiseölindustrie und andere Reststoffe aus der Nahrungsmittelherstellung, die man teilweise für Futter verwenden könnte. Wir setzen hauptsächlich Mais und Sojabohnen aus Äthiopien ein und importieren lediglich etwa 1 Prozent. Dabei handelt es sich um Vormischungen und Zusatzstoffe, die unser Partner aus den Niederlanden liefert.
Haben Sie genug Devisen für Ihre Importe?
Wir haben immer im Blick, was und wieviel wir aus dem Ausland benötigen: Vitamine, andere Additive oder sämtliche Zutaten – außer dem Fleisch – für die Wurstherstellung. Etwa sechs bis acht Monate, bevor etwas ausgeht, stellen wir bei den zuständigen Banken hier den Antrag. Mit dieser Verzögerung bekommen wir die Devisen normalerweise auch. Außerdem kaufen wir hier äthiopischen Sesam und exportieren ihn, was jährlich 200.000 US-Dollar (US$) einbringt. Die staatliche Förderbank Development Bank of Ethiopia unterstützt unsere Projekte durchaus, wenn sie diese als sinnvoll erachtet.
Woher kommen Ihre Maschinen für die Futtermittelfabrik?
Unsere Mischer, Pelletieranlagen und andere Maschinen kommen allesamt aus Südafrika. Wir suchen jetzt auch Futterreinigungsmaschinen und sind dafür im Gespräch mit einem chinesischen Anbieter. Wenn Sie gute deutsche Lieferanten kennen, bin ich an Kontakten interessiert. Außerdem benötigen wir Verpackungstechnik für unsere Metzgereierzeugnisse.
Investieren Sie auch in Ihre Fleischverarbeitung?
Ja, rund eine halbe Million US$, und gerne in Maschinen aus Deutschland. Wir wollen die Wurstproduktion ausweiten.
Haben Sie bei Ihren Maschinen Probleme mit Ersatzteilen oder der Instandhaltung?
Nein. Wenn wir ein Ersatzteil brauchen, melden wir uns bei den Lieferanten in Südafrika und die schicken uns das Teil dann problemlos zu. Für die Instandhaltung gibt es in Äthiopien genug Techniker, die ausreichend ausgebildet sind.
Weitere Informationen
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Das Interview führte Ulrich Binkert von Germany Trade & Invest im Juli 2020.