He Jindong, Geschäftsführer der Djibouti International Free Trade Zone im obersten Stockwerk des "Djibouti International Tower"
Die Djibouti International Free Trade Zone gilt als die größte ihrer Art in Afrika und erstaunt mit riesigen Flächenangaben. Die 2016 gegründete Zone gehört der staatlichen Great Horn Investment Holding sowie mehreren Tochtergesellschaften der China Merchants Group (40 Prozent). Nach drei schwierigen Coronajahren geht es nun aufwärts, sagen Geschäftsführer He Jindong und dessen Stellvertreter Mahamoud Houssein im rundumverglasten obersten Stockwerk des "Djibouti International Tower" der Freizone.
Der wichtigste Markt ist Äthiopien
Herr He und Herr Houssein, wie läuft Ihr Geschäft?
Seit Anfang des Jahres 2023 hat es deutlich zugelegt. In den ersten beiden Monaten haben wir 70.000 Quadratmeter Fläche vermietet, zwei Drittel mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum. Wegen Covid hatten wir drei Jahre lang keine einzige Firma aus China akquiriert, das ist jetzt erst wieder losgegangen. Unserem Geschäft geholfen hat auch das Friedensabkommen letzten Dezember im Tigray-Konflikt in Äthiopien. Auf den Markt dort ist der Großteil unserer Kunden ausgerichtet.
Die Freizone ist mit 4.800 Hektar riesig, wie voll ist sie schon?
Von der ersten Phase – 240 Hektar, wofür wir übrigens bereits 300 Millionen US-Dollar investiert haben – ist bereits ein knappes Drittel belegt. Von den rund 300 dort tätigen Firmen stammen übrigens nur knapp 50 aus China. Derzeit arbeiten in der Freizone rund 2.000 Menschen. Wir gehen davon aus, dass die Fläche der ersten Phase in vier bis fünf Jahren voll sein wird.
Wozu nutzen Ihre Kunden die Zone?
Hauptsächlich als Lager- und Verteilzentrum für die angrenzenden Märkte, im Wesentlichen also für Äthiopien. Von hier aus lassen sich aus einem Warenlager mit breiter Produktpalette auch jene kleinen Mengen liefern, die äthiopische Kunden oft brauchen. Das geht viel schneller, flexibler und einfacher, als Sendungen aus dem Ursprungsland direkt vorzunehmen. Ein weiterer Vorteil eines Lagers bei uns ist, dass von hier aus die Zahlungsabwicklung mit Äthiopien einfacher ist. Einer der Nutznießer ist das Unternehmen BASF, das sich letztes Jahr bei uns angesiedelt hat.
Neue Produktion von Solarpanels und Lkw-Anhängern
Hier sollen aber auch Fabriken entstehen?
Ja. So arbeitet die Firma Techsol an einer Produktion von Solarpaneelen mit einer Jahreskapazität von 60 Megawatt, mit Zielmarkt Äthiopien und ganz Ostafrika. Die Fertigungslinie dafür hat Techsol übrigens aus Deutschland importiert. CIMC aus China beginnt wohl noch in diesem Jahr mit der Montage von Lastwagenanhängern. Das Unternehmen hat die Produktion ebenfalls bereits aufgebaut und will hier einmal 200 Leute beschäftigen. Produktion ist für Dschibuti eigentlich etwas Neues. Das Land importiert praktisch alles, und die Arbeitskosten sind im regionalen Vergleich hoch.
Was kostet bei Ihnen ein Lager?
150 US-Dollar pro Quadratmeter bei einer Nutzungsdauer von gut 90 Jahren, inklusive der gesamten Infrastruktur. Die Preise sind aber verhandelbar, und verarbeitende Betriebe erhalten bei uns einen Rabatt von 30 Prozent. Mindest-Pachtfläche ist 5.000 Quadratmeter.
Gab es außer den praktischen Vorteilen Ihrer Freizone weitere Gründe für deren Aufbau?
Bei den Häfen gibt es in Ost- wie auch in Westafrika inzwischen Überkapazitäten, auch Dschibuti hat in den letzten beiden Jahrzehnten ja massiv investiert. Die Logistik ist hier im Vergleich dazu bisher recht kurz gekommen, und unsere Freizone trägt zu einer ausgewogeneren Entwicklung bei. Sie ist auch eine Ergänzung zum Hafengeschäft, das in jüngerer Zeit – auch global – zunehmend schwieriger geworden ist.
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Das Interview führte Ulrich Binkert von Germany Trade & Invest im März 2023.