Für Siemens Healthineers wird Marokko zunehmend zum wirtschaftlichen Zentrum zwischen Afrika und der Welt.
Siemens Healthineers ist weltweit in mehr als 70 Ländern vor Ort und entwickelt Medizintechnik wie Mammografiegeräte, Computer- und Magnetresonanztomographen, Röntgen- oder Angiographiesysteme. Im Interview berichtet Gero Peters, Geschäftsführer von Siemens Healthineers in Casablanca, warum Marokko sich als Hub für das frankophone Afrika eignet und inwieweit die Coronapandemie dem Gesundheitssektor im Land einen Schub gegeben hat.
Herr Peters, wie hat sich die Covid-19-Krise bislang auf die Geschäftsaktivitäten von Siemens Healthineers ausgewirkt?
Wir durchleben außergewöhnliche Zeiten, und als Unternehmen der Gesundheitsbranche ist es unser oberstes Ziel, eine bestmögliche Patientenversorgung zu gewährleisten. Die Covid-19-Krise hat sich nicht nur in Marokko, sondern weltweit erheblich auf den Gesundheitssektor ausgewirkt.
Der Markt für bildgebende Verfahren, sogenannte In-vivo-Diagnostik, verzeichnete zwischen 2019 und 2020 ein Wachstum von 16 Prozent. Beim In-vitro-Markt, also der Labordiagnostik, belief sich die Steigerung im Vergleichszeitraum auf 26 Prozent.
Diese Zahlen zeigen, dass unsere Geschäftstätigkeit gewachsen ist. Gleichzeitig konnten aber einige Teile unseres Portfolios stärker zulegen als andere. Das sind hauptsächlich Standardlösungen für die Radiologie, wie Scanner, die beim Nachweis des Virus helfen, und natürlich der labordiagnostische Teil, der PCR- und serologische Tests zum Nachweis des Virus und zum Nachweis von Antikörpern entwickelt hat.
Wir konnten zeigen, dass wir in Krisenzeiten über die Ressourcen und das Fachwissen verfügen, um schnell zu reagieren. Auch wurde deutlich, dass der marokkanische Gesundheitssektor robust genug ist, um unter großem Druck die für die Patientenversorgung erforderlichen Lösungen anzubieten.
Wie beurteilen Sie die Entwicklung von E-Health in Marokko? Welche Ambitionen hat Siemens Healthineers in diesem Geschäftsfeld?
Das Gesundheitswesen ist ein Sektor, der sich sehr schnell entwickelt. Täglich müssen neue, fortschrittliche Technologien entwickelt werden. E-Health wird dazu beitragen, große Herausforderungen zu meistern. Dessen ist sich Marokko bewusst.
Der marokkanische Gesundheitsminister Khalid A ï t Taleb verkündete während des Regierungsrates am 20. April 2021 die Hauptlinien seines Plans zur Reform des Systems. Ein Schwerpunkt ist die Schaffung eines integrierten Informationssystems, das die Sammlung, Verarbeitung und Nutzung aller grundlegenden Daten zum Gesundheitssystem zentral ermöglicht. E-Health ist heute eine wesentliche Realität, es ist die Zukunft der Pflege.
Siemens Healthineers ist ein Pionier in der Telemedizin und bot sehr schnell Lösungen und Plattformen für Ferndiagnostik an. Wir haben kürzlich am Start eines innovativen Projekts namens i-STARC teilgenommen. Ziel ist es, das Gesundheitssystem in Afrika weiterzuentwickeln. Dafür gibt es einen Wissensaustausch zwischen der Charité Berlin, dem Universitätsklinikum Ibn Rochd in Casablanca und der Gabriel Touré Universitätsklinik in Bamako, Mali. Siemens Healthineers wird diese Partnerschaft unterstützen, indem wir innovative, Cloud-basierte digitale Lösungen bereitstellen, mit denen die Länder ihre Gesundheitsversorgung vorantreiben können.
Marokko gilt als zukünftiger Hub für den afrikanischen Markt. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung - insbesondere in Bezug auf Medizintechnik?
Marokko ist heute der zweitgrößte afrikanische Investor auf dem Kontinent und der größte Investor in Westafrika. Mit dem Start mehrerer großer Strukturierungsprojekte sind in verschiedene Bereiche (Finanzen, Telekommunikation, Energie, Gesundheit usw.) erhebliche Investitionen geflossen.
Für Siemens Healthineers wird Marokko zunehmend zum wirtschaftlichen Zentrum zwischen Afrika und der Welt. Mittlerweile steuern wir alle unsere In-vivo- und In-vitro-Aktivitäten in das frankophone Afrika von Marokko aus. Das Team "Indirect Distribution Africa" mit Sitz in Casablanca unterstützt unsere verschiedenen Distributoren in den französischsprachigen Ländern Afrikas.
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Das Gespräch führte mit Michael Sauermost von Germany Trade & Invest im Juni 2021.