Von Kirgistan nach Ruanda: Seit 2009 bezieht Elmer & Zweifel biologisch angebaute Baumwolle auch aus Uganda.
Vor mehr als 150 Jahren nahm die Baumwollweberei der Gebrüder Elmer & Zweifel die ersten Fäden auf. Heute ist das deutsche Familienunternehmen fast ausschließlich im Biosegment tätig und in direkter Partnerschaft mit Produzenten in Uganda verwoben. Geschäftsführer Roland Stelzer erzählt im Interview mehr über die Zusammenarbeit.
Seit 10 Jahren erfolgreich in Uganda
Herr Stelzer, Sie führen Ihr Unternehmen in der sechsten Generation und haben weitreichende Veränderungen vorgenommen. Welche waren das?
Wir richteten unsere komplette Lieferkette, vom Rohstoff bis hin zum Produkt, nach Biostandards aus und stehen heute mit unserer Marke für Nachhaltigkeit und faire Bezahlung. Dafür mussten wir die ausgetretenen und bequemen Wege vom Feld bis in den Shop verlassen und unsere Liefersysteme und Fertigungsprozesse anpassen.
In unserer hauseigenen Weberei und Näherei in Tschechien konnten wir das gut selbst steuern, aber bei den Fertigungsschritten in externen Fabriken war es schwieriger. Wir haben jedoch zahlreiche Fertigungsstätten zum Umdenken bewegt und arbeiten heute mit mehr als 30 Bio-zertifizierten Fabriken zusammen. Biologisch angebaute Baumwolle fanden wir zunächst in Kirgistan. Seit 2009 beziehen wir unseren Rohstoff auch aus Uganda.
Wie können wir uns Ihre Partnerschaft in Uganda vorstellen?
Wir arbeiten eng mit der Gulu Agricultural Development Company (GADC) zusammen, die sich im Norden Ugandas für ökologischen Landbau engagiert und ein Netzwerk aus circa 60.000 Bäuerinnen und Bauern aufgebaut hat. Gemeinsam unterstützen wir die Farmer, ihre Qualität und Produktivität zu steigern.
Bildung ist dabei ein ausschlaggebender Faktor. Wir wollten den Farmern professionelle Trainings anbieten und suchten dazu den Schulterschluss mit der Entwicklungszusammenarbeit. Im Rahmen einer develoPPP.de-Entwicklungspartnerschaft entwickelten wir mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH Schulungsmodule für die Bäuerinnen und Bauern.
In den Schulungen lernten knapp 5.000 Bäuerinnen und Bauern mehr über moderne Anbaupraxen, ökologische Landwirtschaft und besseres Wirtschaften. Die Kurse werden nun weiterhin angeboten, und von den Teilnehmenden erhalten wir die Baumwolle in Bioqualität. Ihre Preise sind höher, und die Qualität ist es auch.
Profitieren die Farmer auch außerhalb der Geschäftsbeziehung mit Ihnen?
Sie bieten ihre Produkte international an und sichern so ihren Lebensunterhalt. Mit besserem Know-how produzieren sie mittlerweile dreieinhalb Mal so viel wie vorher – und das alles mit ökologischer Landwirtschaft! Mich fasziniert immer wieder, wie sie ihr neues Wissen in ihrer persönlichen Realität anwenden: Einige Farmer gründeten Spargruppen, sogenannte "Village Savings and Loan Associations". Im Rahmen der Entwicklungspartnerschaft wurden diese mit dem formellen Banksektor verlinkt und so erstmalig Bankkonten eröffnet, auf die dann beispielsweise unsere Fair-Trade-Prämie fließen kann.
Die Gruppe spart und investiert ihr Geld gemeinschaftlich und eigenverantwortlich und die Mitglieder können untereinander Kleinstkredite vergeben, womit sie dann zum Beispiel neue landwirtschaftliche Geräte beschaffen können.
Was war aus Ihrer Sicht ausschlaggebend für Ihren Erfolg in Uganda?
Die Schulungen waren wichtig und zeigen, wie gut Entwicklungszusammenarbeit und Wirtschaft ineinandergreifen. Wir arbeiten noch immer mit der GIZ zusammen, auch in Verbindung mit dem Internationalen Verband der Naturtextilwirtschaft (IVN), der sich für sozial und ökologisch verträgliches Wirtschaften weltweit einsetzt. Das Ergebnis dieser Arbeit mit vielen Partnern lässt sich sehen: Unsere Qualität ist einzigartig. Unsere hochwertigen Produkte sind langlebiger und dadurch letztlich günstiger, auch wenn die Anschaffungskosten höher sind.
Jetzt geht es darum, neue Interessenten mit an Bord zu bringen und so das Wachstumspotenzial der Farmer zu nutzen. Auch hier helfen uns die Netzwerke: Mit der GIZ und anderen Mitgliedern im IVN wollen wir eine Einkaufsgemeinschaft gründen und den ugandischen Farmern mehr Bio-zertifizierte Baumwolle abnehmen.
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Das Interview fand im Rahmen des EZ-Scout Programms (seit 2021: Business Scouts for Development) im Mai 2020 statt.