Um die Zukunft der Firma zu sichern, setzt Metalmont auf neue Märkte in Afrika.
Der italienische Anlagenbauer Metalmont will sein Geschäft in Afrika ausbauen. Bisher gehen seine Förderbänder, Aufzüge und anderen Anlagen zum Lagern und Umschlag von Getreide außer nach Italien vor allem nach Osteuropa. Iacopo Meghini ist seit 2018 Geschäftsführer der Firma, die neben ihren 25 Mitarbeitern auch einige externe technische und wirtschaftliche Berater beschäftigt. Er hat unter anderem 13 Jahre bei Siemens gearbeitet und erwartet 2021 einen Umsatzrekord in Afrika.
Expansion in Afrika über Schwerpunktländer
Herr Meghini, wie sehr sind Sie bei Ihren Umsätzen in Afrika von anderen abhängig?
Wir installierten in Zusammenarbeit mit anderen Anlagenherstellern Maschinen und Systeme in Libyen, Mauretanien, Senegal und Südafrika. Aber wir waren da immer nur Unterauftragnehmer dieser OEM-Partner, die unser Gerät mitnahmen. Für uns fand das Geschäft also in Italien statt.
In den letzten vier Jahren verkauften wir mittelgroße Anlagen für jeweils 50.000 bis 200.000 Euro an rund ein Dutzend Kakaoverarbeiter in Côte d´Ivoire und Senegal, und bei einem Projekt in Ägypten ging es um fast eine halbe Million Euro. Das waren aber allesamt "passive" Geschäfte, sie basierten also auf Anfragen der Kunden.
Künftig wollen Sie aktiver in den afrikanischen Märkten arbeiten?
Ja. Dafür werden wir uns – neben Côte d´Ivoire – Schwerpunktländer aussuchen. Nach heutiger Überlegung sind dies Ghana und Kenia, zwei relativ stabile und wohlhabende Staaten. Zudem haben wir Äthiopien im Blick mit seinem großen Potenzial, auch wenn die politische Lage dort vor drei Jahren noch deutlich besser war als heute. Aber es läuft insgesamt ganz gut, 2021 werden wir auf dem Kontinent einen Umsatzrekord erzielen.
Und wie wollen Sie Ihr Afrika-Geschäft konkret aufziehen?
Als kleines Unternehmen können wir so eine Expansion nicht alleine und aus Italien stemmen. Die Strategie ist, unsere Systeme in Afrika zu produzieren, um von dort aus regionale Märkte zu bedienen. Das wollen wir gemeinsam mit lokalen Partnern und in Joint Ventures mit anderen europäischen Unternehmen tun, welche die gleichen Ziele und Werte verfolgen. Ein Schlüsselfaktor für den Erfolg ist dabei die Zusammenarbeit mit internationalen Verbänden wie der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) oder, auf nationaler Ebene, mit Assafrica, der Regionalabteilung des italienischen Industrieverbands. Von anderen zu lernen und Erfahrungen auszutauschen ist entscheidend.
Wollen Sie durch eine lokale Produktion auch Kosten sparen?
Ja. Wir setzen dabei auch auf Anreizsysteme durch nationale Regierungen, so wie es sie heute zum Beispiel in Russland gibt. Kostensenkungen führen übrigens nicht zu Kompromissen bei der Qualität unserer Produkte. Derzeit haben wir unsere Anlagen für Afrika nur insofern angepasst, als dass sie jetzt Kakaobohnen statt Weizen oder Reis verarbeiten können. Die Standards sind genau die gleichen wie bei den Maschinen, die wir für Europa produzieren, mit hochwertigen Markenkomponenten und Materialien aus Italien oder Deutschland.
Welche Kundengruppe peilen Sie in Afrika künftig an?
Tendenziell sind es genossenschaftsähnliche Gebilde, die das Getreide von Bauern eines Dorfes oder eines kleineren Gebietes aufbewahren. Für uns ginge es dabei um kleinere Projekte im Wert von etwa 10.000 bis 30.000 Euro. Wir arbeiten momentan auch an einem Angebot für einen Getreide-Umschlagsplatz in einem Hafen. So ein Vorhaben kommt schnell auf über eine Million Euro. Allerdings wären wir dabei oder auch bei Angeboten für die international führenden Getreidehändler wie Cargill oder Louis Dreyfus immer nur Lieferant für große, leistungsfähige Anbieter.
Ernteverluste bergen Geschäftschancen
Afrikanische Märkte gelten als schwierig, warum wollen Sie mit Ihrem Unternehmen dort überhaupt hin?
Wir wollen die Zukunft unserer Firma sichern. Afrika wird, mit seiner wachsenden Bevölkerung und der sicherlich ebenfalls steigenden Getreideproduktion, ein wichtiger Markt werden. Auch heute schon bedeuten die bestehenden, riesigen Ernteverluste einen großen Markt für Anlagen wie unsere, die ebensolche Verluste verhindern. Es ist allerdings klar, dass wir da einen langen Atem brauchen und zunächst Verluste schreiben werden. Das Geld für solche Anfangsinvestitionen erwirtschaften wir heute auf unseren "reifen" Märkten wie Russland, der Ukraine oder Rumänien.
Aber warum Afrika und nicht "einfachere" Märkte etwa in Asien? Metalmont-Ausrüstungen gibt es auch in den Philippinen.
In der Tat verwenden wir derzeit mehr Energie auf die Region Südostasien als auf Afrika. In erster Linie fokussieren wir uns dort auf Thailand, dann auf Vietnam. Diese Länder verfügen über eine bessere Infrastruktur und sind vorerst einfachere Märkte als afrikanische Staaten. Aber wir wollen nicht alle Eier in einen Korb legen. Man weiß nie, welche Tür sich in Zukunft womöglich doch verschließt.
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Das Interview führte Ulrich Binkert von Germany Trade & Invest im Oktober 2021.