Der afrikanische Bausektor trägt wesentlich zur lokalen Wertschöpfung und Schaffung von Arbeitsplätzen bei. Damit ist er ein wichtiger Motor für die Volkswirtschaften vor Ort. Steigende Bevölkerungszahlen und fortschreitende Urbanisierung eröffnen enorme Potenziale für den Hoch- und Tiefbau. In den afrikanischen Megacities müssen Verkehrs- und Abfallinfrastrukturen errichtet und die Bevölkerung mit Wasser und Energie versorgt werden. Dabei steigt die Bedeutung nachhaltiger Konzepte, um Wachstum und Entwicklung aufrecht und die Auswirkungen des Klimawandels in Grenzen zu halten.

Das rasante Bevölkerungswachstum stellt hohe Anforderungen an die Planung und den Bau der notwendigen Versorgungsinfrastruktur. Neben dem Bau neuer Planstädte muss auch der Bestand ausgebaut und modernisiert werden. Die große Bandbreite zwischen Slums und Smart Cities schafft vielfältige Möglichkeiten bei gleichzeitig hohen Anforderungen an Gebäude- und Versorgungstechnik und urbane Mobilität. 

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Nach Schätzungen von GlobalData Betrug das Marktvolumen der Bauindustrie in Afrika 2023 über 370 Milliarden US-Dollar

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Deutschland lieferte 2023 Ausrüstung und Baustoffe im Wert von etwa 1,3 Milliarden Euro für die afrikanische Bauindustrie. 

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Mit 394 Metern ist der „Iconic Tower“ in Ägyptens neuer Verwaltungshauptstadt das höchste Gebäude Afrikas.  

 

Quellen: GlobalData; Statistisches Bundesamt; Skyscraper Center

Der Bausektor war 2018 für mehr als 60 Prozent des Energieverbrauchs und über 30 Prozent der CO2-Emmissionen auf dem Kontinent verantwortlich – ohne die energieintensive Baustoffindustrie mitzurechnen. Nach Schätzungen des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) müssen 70 Prozent der Gebäude, die im Jahr 2040 existieren werden, erst noch gebaut werden. Um diesen Nexus zwischen Einsparung und Ausbau erfolgreich zu gestalten, sind grünes bauen und energieeffiziente Produktion von nachhaltigen Baustoffen unerlässlich. 

Für die deutsche Bauwirtschaft ergeben sich insbesondere bei Ingenieurs- und Planungsdienstleistungen Chancen. Daneben bestehen zahlreiche Zuliefermöglichkeiten für Baumaschinen, Werkzeuge, Baustoffe und -chemikalien, sowie Armaturen, Beschläge, Fassaden, Fenster, Inneneinrichtungen und Elektronik. 

Immer wichtiger wird neben dem reinen Liefergeschäft die Präsenz vor Ort. Der Markt ist umkämpft, kurze Wege helfen nicht nur bei Vertrieb und Service, sondern schon bei der Akquise. Eine höhere lokale Wertschöpfung gewinnt in Zeiten hoher Transportkosten und fragiler Lieferketten an Bedeutung. Dazu trägt auch die zunehmende regionale Integration des Kontinents durch die Afrikanische Freihandelszone (AfCFTA) bei. 

Kwadwo Botuo Gyimah, Branchenexperte für Bauwirtschaft in Ghana

Urbanisierung wie auch eine wachsende Mittelschicht sind Wachstumsmotoren im westafrikanischen Bausektor. Deutsche Zulieferer verfügen über die nötige Expertise, Baustoffe und Technologien, um mit Partnern vor Ort eine nachhaltige Infrastruktur zu entwickeln.

Kwadwo Botuo Gyimah Branchenexperte für Bauwirtschaft des Wirtschaftsnetzwerks Afrika Delegation der Deutschen Wirtschaft in Ghana

Potenzialmärkte für die Bauwirtschaft in Afrika

Ägypten

In Ägyptens Wohnungsbau klaffen Angebot und Nachfrage auseinander. Während im hochpreisigen Segment viel gebaut wird, findet die Mittelschicht kaum bezahlbaren Wohnraum. Auch die kostendeckende Ver- und Entsorgung von Wasser und Bereitstellung von Transportinfrastruktur stellt Herausforderungen. Gerade in diesen Bereichen bieten sich Chancen für Beratungs- und Planungsleistungen – erst recht, wenn der Devisenmangel weiter abnimmt.

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Äthiopien

Devisenknappheit, teure Importe und mangelnde Transparenz machen Äthiopiens Bausektor zu einem schwierigen Terrain. Dennoch boomt der Hochbau aufgrund der großen Nachfrage nach Wohnraum. Neben günstigem Massenwohnbau entstehen auch einige Luxusobjekte. Dabei kaufen äthiopische Kontraktoren auch deutsche Technik. Die hohen Importpreise machen lokale Produktion von Baustoffen oder Bauchemie attraktiv. Der Bedarf daran wird angesichts zahlreicher geberfinanzierter Projekte im Verkehrs- und Wasserinfrastrukturbau hoch bleiben.

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Nigeria

Der Trend zu ressourcensparendem Bauen und Energieeffizienz setzt sich in Nigerias Bausektor fort. Es bestehen gute Zuliefermöglichkeiten bei Baumaschinen und Baustoffen, Recycling und Leichtbau gewinnen an Bedeutung. Der Markt wird laut Schätzungen bis 2028 jährlich um etwa 3 Prozent wachsen. Um die Kosten zu senken und Arbeitsplätze zu schaffen wird das Thema Local Content wichtiger. Neben Investitionsmöglichkeiten dürfte es daher mittelfristig Bedarf an Ausrüstung für die Produktion von Baustoffen geben.

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Cabo Verde

Mit dem Tourismus wächst die Bedeutung der Bauwirtschaft in Cabo Verde. Es sind zahlreiche Hotelprojekte in der Pipeline. Einen zusätzlichen Schub dürfte ein Investitionspaket der Europäischen Union geben. Im Rahmen der Global Gateway-Initiative unterstützt die EU mit Darlehen und Zuschüssen in Höhe von 246 Millionen Euro Energie-, Wasser- und Transportinfrastruktur in Cabo Verde. Inputs wie Maschinen und Baumaterialien, aber auch Ingenieursdienstleistungen kommen in der Regel aus dem Ausland.

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Südafrika

Südafrika setzt auf Klimaschutz im Bausektor: bis 2030 sollen alle Neubauten CO₂-neutral sein, bis 2050 sind die Bestandsgebäude entsprechend nachzurüsten. Zudem befindet sich eine Wasserstoffindustrie im Aufbau. Auch sonst ist der Bedarf angesichts einer bröckelnden Infrastruktur groß. Die aktuell schwächelnde Konjunktur, hohe Kosten für Energie und Importe sowie langwierige Prozesse erschweren allerdings die Umsetzung vieler Projekte.

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Tansania

Während der Bausektor Tansanias weiterhin unter Dollarknappheit, hohen Zinsen und der abwertenden Währung leidet, bietet die lokale Produktion von Baustoffen und Bauelementen gute Geschäftschancen. Wohnprojekte in den Großstädten auf dem Festland, Hotels und Ressorts auf Sansibar oder auch der wachsende Bergbausektor sorgen für eine hohe Nachfrage an Inputs. Mit Heidelberg Materials (Mehrheitsbeteiligung an Twiga Cement) und Knauf produzieren zwei deutsche Unternehmen bereits vor Ort.

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Ghana

Die Aussichten für die Baubranche in Ghana sind gemischt. Während öffentliche Aufträge derzeit vielerorts zum Erliegen kommen, nehmen privatwirtschaftliche Bauprojekte wieder an Fahrt auf. So berichten Unternehmen von einer spürbaren Erholung und vor allem beim Wohnungsbau von einer steigenden Nachfrage. Für deutsche Unternehmen können sich Chancen bei Ingenieurs- und Architekturdienstleistungen oder als Lieferanten für Baumaschinen, Werkzeuge und Komponenten ergeben.

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Madagaskar

Internationale Geber engagieren sich stark im Straßenbau sowie bei der Versorgung der Bevölkerung Madagaskars mit Wasser und Energie. Das schafft Einstiegsmöglichkeiten, selbst wenn der Betrieb vorerst noch nicht über öffentlich-private Partnerschaften kommerziell erfolgt. Madagaskar ist jedoch dabei, die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen. Im Hochbau gibt es bereits etliche privat finanzierte Projekte, die hohe Qualität nachfragen.

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Marokko

In Marokkos Bausektor sind „GreenTech“ und „Prefab“ en vogue. Das bietet bisher wenig präsenten deutschen Unternehmen mit Expertise in diesen Gebieten gute Einstiegsmöglichkeiten. Verlässliche lokale Partner sind dabei essenziell. Neben der sinkenden Inflation setzen auch zwei Fußballturniere Impulse: Das Königreich ist Gastgeber des Africa Cup of Nations 2025, sowie eines der Gastgeberländer der FIFA-Weltmeisterschaft 2030. Schon 2024 will der Staat die Rekordsumme von umgerechnet 6 Milliarden Euro in Bauprojekte investieren. Schwerpunkte sind Schienen-, Straßen- und Hafenbau, aber auch Energie und Wasser.

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Uganda

Ugandas Bausektor ist ein relativ kleiner Markt. Zudem muss der Staat sparen. Dennoch sind deutsche Ingenieursdienstleister immer wieder an Projekten beteiligt. Zudem gibt es Lieferchancen, da Baumaterialien und Baumaschinen fast ausschließlich importiert werden. Das Ölprojekt am Albertsee wäre für das Land ein Gamechanger, der auch dem Bausektor einen Schub verleihen würde.

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Tunesien

Tunesiens Tiefbau ist ein wichtiges Betätigungsfeld der internationalen Entwicklungszusammenarbeit. Daraus ergeben sich immer wieder gute Beteiligungsmöglichkeiten. Besonders in der Wasserwirtschaft, aber auch im Straßenbau, sowie bei S-Bahn- und Metro-Linien. Ambitionierte Stadtentwicklungsprojekte wie Tunis Financial Harbour und La Perle du Lac 2 sowie der wieder anspringende Tourismus könnten Aufträge auch im hochpreisigen Segment für Innenarchitekten oder Ausstatter mit sich bringen. Für die Baustoffindustrie ist Tunesien ein interessanter Produktionsstandort, um auch angrenzende Märkte wie Libyen oder Algerien zu beliefern.

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Kenia

Das Bevölkerungswachstum beschert Kenias Baubranche anhaltende Nachfrage nach Investitionen in Transport, Wohnungsbau, Energie- und Wasserversorgung. Obwohl der Staat sparen muss und Unternehmen aus China den Sektor dominieren, kommen deutsche Zulieferer immer wieder zum Zug, vor allem wenn hohe technische Standards gefragt sind. Für den Absatz einiger Produkte wie Baumaschinen und Baustoffen gibt es professionelle Distributoren. Dennoch kann ein eigenes Büro Sinn machen. Das gilt besonders für Ingenieurberater zur Projektakquise oder zur Betreuung eines Bauprojekts.

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Ruanda

In Ruanda ist mit fortlaufenden Projekten vor allem in den Bereichen Transport, Energie und Wasser zu rechnen. Das Geld kommt oft von internationalen Gebern, Unternehmen berichten positiv von den Ausschreibungsverfahren. Um den Bedarf an Wohnraum zu decken, spielt Low Cost Housing eine wichtige Rolle. Ein Wachstumsmarkt ist die lokale Produktion von Baustoffen und Baukonstruktionen wie Dächern, die bisher größtenteils importiert werden. Ruanda bietet sich als stabiler Standort auch für die Zulieferung von Bergbauprojekten im Osten der Demokratischen Republik Kongo an.

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Weitere Märkte

Germany Trade & Invest (GTAI) bietet weitergehende Informationen zur Baubranche in Afrika. Die Berichte beleuchten neben der Marktentwicklung auch politische Rahmenbedingungen, aktuelle und geplante Projekte sowie Geschäftschancen für deutsche Unternehmen.

Kennzahlen für Bauwirtschaft in ausgewählten Märkten in Afrika

Bausektor in Afrika im Ländervergleich

Erfahrungsberichte von Unternehmen aus der Bauwirtschaft in Afrika

Chapter54: Deutsche Tech-Start-ups auf dem Weg nach Afrika

Das Accelerator-Programm Chapter54 hilft europäischen Start-ups beim Einstieg in afrikanische Märkte. Auch Unternehmen aus Deutschland haben das Angebot bereits genutzt.

Bauwirtschaft: Mehr Wohnungen und bessere Infrastruktur für Ghana

Ghanas Städte wachsen rasant. Kwadwo Botuo Gyimah, Branchenexperte für Bauwirtschaft, lotet vor Ort Geschäftschancen für die deutsche Bauwirtschaft aus.

Richtige Sprache: Ingenieurberatung für Bauprojekte in Westafrika

Wie sich eine deutschsprachige Ingenieurberatung in westafrikanischen Märkten behaupten kann, erläutert Fred Wendt von ILF Consulting Engineers im Interview.

Hafenausbau: DP World aus Dubai investiert in Somaliland

Der emiratische Hafenbetreiber DP World nahm 2021 in Somaliland einen Containerterminal in Betrieb. Hier surren auch deutsche Kräne.

Somaliland: Logistikdrehscheibe für Märkte in Ostafrika

Der Hafen Berbera in Somaliland hat ein neues Containerterminal bekommen und wird er über einen Straßenkorridor mit Äthiopien verbunden. Weitere Ausbauprojekte sind in Planung.

Lieferketten: Sourcing im südlichen Afrika

Das Kompetenzzentrum Sourcing an der AHK Südliches Afrika vernetzt deutsche Unternehmen mit lokalen Zulieferern. Beide Seiten optimieren so ihre Liefer- und Wertschöpfungsketten.

Stein auf Stein: Nachhaltig bauen mit Sand im südlichen Afrika

Einfache und nachhaltige Bauverfahren bietet das deutsche Unternehmen Polycare für das südliche Afrika an. Die Steinproduktion in Namibia funktioniert ohne Wasser und mit Sand.

Effizient produzieren: Mobile Anlagen für die Bauwirtschaft

Blend Plants ist Spezialist für Zement- und Asphaltmischanlagen. In Teil 1 unseres Interviews erläutert Vertriebschef Piero Berardi, wie er neue Kunden in Afrika gewinnt.

Baubranche: Im Vertrieb zählen persönliche Kontakte

Das italienische Bauunternehmen Blend Plants vertreibt in Afrika Zement- und Asphalt-Mischanlagen. Wie er neue Kontakte knüpft, berichtet Piero Berardi in Teil 2 des Interviews.

EZ-Finanzierung: Schlüssel zum Markteintritt bei Bauprojekten

Frank Kehlenbach vom Hauptverband der Deutschen Bauindustrie erklärt, warum deutsche Firmen es bei der Vergabe öffentlicher Bauaufträge in Afrika schwer haben.

Grabenlos Bauen: Deutsche Rohrverlegetechnik für Afrikas Infrastruktur

Das deutsche Unternehmen TRACTO ist Komplettanbieter für Maschinen und Zubehör für das grabenlose Verlegen von Rohrleitungen.

Knappe Kassen: Weniger öffentliche, mehr private Bauprojekte 

Die Grupo NOV Subsariana arbeitet zurzeit an acht Bauprojekten in Angola. Geschäftsführer Vitor Santos erklärt, wie das portugiesische Unternehmen in Afrika an Aufträge kommt.

Entwicklungsprojekte und Ausschreibungen für die Bauwirtschaft in Afrika

Sehr viele Entwicklungsprojekte beinhalten Baumaßnahmen, sowohl im Hoch- als auch im Tiefbau. Geber fördern unter anderem Vorhaben zur besseren Wasserver- und Abwasserentsorgung, Straßenbauprojekte sowie den Bau und Ausbau von Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen. Afrikanische Länder kaufen zudem Beratungsleistungen wie Bauplanung und Bauüberwachung ein. Die Weltbank, die Afrikanische Entwicklungsbank und die KfW Entwicklungsbank finanzieren besonders viele Bauprojekte.

Projekt- und Ausschreibungshinweise zur Bauwirtschaft Neues Fenster zu "Projekt- und Ausschreibungshinweise zur Bauwirtschaft".

Germany Trade & Invest informiert fortlaufend über aktuelle Ausschreibungen im Rahmen der internationalen Entwicklungszusammenarbeit.

Meldungen zur Bauwirtschaft in Afrika

19.08.2024 Meldung Äthiopien plant Mega-Flughafen

Kurz nach Freigabe der nationalen Währung folgte die Ankündigung für den Bau des größten Airports in Afrika nahe Addis Abeba

01.08.2024 Meldung Neue Leitung für die AHK Ghana

Michael Blank wird Delegierter der Deutschen Wirtschaft in Ghana – und kennt den Standort bereits aus früherer Zeit

11.07.2024 Meldung Bessere Ausbildung in Afrika durch neue Partnerschaft

GIZ und Afrikanische Entwicklungsbank kooperieren bei Infrastrukturprojekten

Ansprechpartner für die Bauwirtschaft

Kontakt Kwadwo Botuo Gyimah

Branchenexperte für Bauwirtschaft in Ghana Geschäftsstelle Wirtschaftsnetzwerk Afrika

E-Mail schreiben

Weitere Informationen zur Bauwirtschaft in Afrika

Branche kompakt: Bauwirtschaft in Südafrika Neues Fenster zu "Branche kompakt: Bauwirtschaft in Südafrika".

Ein kompakter Überblick über die Bauwirtschaft in Südafrika. Beleuchtet werden unter anderem Markttrends, Rahmenbedingungen und die Struktur der Branche.

Afrika Kompakt

Das Markets-Sonderheft "Afrika kompakt" von GTAI erklärt die vier wichtigsten Schritte beim Markteinstieg.