Da die meisten Staaten Afrikas ihren Bedarf an chemischen Erzeugnissen importieren müssen, ist der Kontinent schon heute ein interessanter Absatzmarkt. Eine eigene Chemieproduktion gibt es kaum. Doch in der Petrochemie oder beim Abbau von wichtigen Vorprodukten wie Phosphaten stechen afrikanische Länder bereits hervor. In Zukunft könnten die Produktion von grünem Wasserstoff und anderen chemischen Grundstoffen wie Ammoniak attraktiv werden.
Mit einem weltweiten Anteil von etwa einem Prozent ist die Chemieindustrie in Afrika noch überschaubar. Eine nennenswerte Chemieproduktion gibt es nur in wenigen Ländern, wie Südafrika und Ägypten. Die Absatzmärkte sind klein und die Forschungslandschaft noch nicht so stark entwickelt. Doch rohstoffreiche Länder bemühen sich, die Weiterverarbeitung etwa von Erdgas oder Erdöl vor Ort voranzutreiben. In Nigeria ist Mitte 2023 die größte Raffinerie Afrikas entstanden. Bisher musste das Land, das über die zweitgrößten Erdölreserven Afrikas verfügt, Kraftstoffe größtenteils importieren.
Die wachsende Bevölkerung und zunehmende Urbanisierung in Afrika sorgen für mehr Bedarf an chemischen Erzeugnissen. Besonders gefragt sind Düngemittel, Pflanzenschutzmittel sowie Zusatzstoffe für die Produktion und Haltbarkeit von Nahrungsmitteln. Auch die Herstellung von Pharmazeutika oder Körperpflegemitteln gehört zum Spektrum. Der Kontinent wird teilweise von den großen Chemiekonzernen direkt abgedeckt, aber gerade in kleineren und mittleren Märkten sind vor allem Handelsunternehmen präsent. In Ländern mit einer nennenswerten Industrieproduktion werden auch Kunststoffe eingeführt, die etwa für die Herstellung von elektronischen Erzeugnissen nötig sind.
Völlig neue Möglichkeiten eröffnen sich durch die wachsende Nachfrage nach chemischen Grundstoffen aus erneuerbaren Energien. Grüner Wasserstoff oder Ammoniak sollen durch den Einsatz von erneuerbaren Energien erzeugt werden. Da die Voraussetzungen dafür in vielen Regionen Afrikas besonders günstig sind, könnte eine deutlich höhere Wertschöpfung vor Ort erzielt werden. Zudem rückt das Thema Nachhaltigkeit in der chemischen Produktion immer mehr in den Mittelpunkt und Unternehmen investieren verstärkt in umweltfreundliche Technologie.
Quellen: Destatis, Statistics South Africa, Chemical Watch Regulatory Summit
Kennzahlen für den Chemiesektor in ausgewählten Märkten in Afrika
Afrikanische Chemie-Importe im Ländervergleich
Entwicklungsprojekte und Ausschreibungen für den Chemiesektor in Afrika
Der Chemiesektor spielt keine große Rolle in der Entwicklungszusammenarbeit. Bei Projekten in der Landwirtschaft kaufen afrikanische Staaten allerdings immer wieder chemische Erzeugnisse wie Dünger und Insektizide ein.